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 Die Wege Moira Rabensteins

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Drakentera

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BeitragThema: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeDo Mai 03, 2012 4:57 am

Etwas mulmig war ihr schon zumute, als sie von Darius Malon und Cassius von Schwarz durch die Tore in die Stadt Arymor geführt wurde, und die Menschen auf der Straße innehielten und sie zumeist mit offenem Mund fassungslos anstarrten. Der ein oder andere sank sogar vor ihr auf die Knie und senkte sein Haupt ehrfürchtig. So etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt, und sah mit etwas hilflosen Blick zu Darius, der den Menschen anschließend wieder aufhalf, und ihnen ohne Worte mit einem sachten Kopfschütteln zu verstehen gab, dass dieses Verhalten nicht notwendig war.
Schließlich erreichten sie die kleine Taverne, bei der Darius großzügig ein Zimmer für sie auf unbestimmte Zeit anmietete. "Bereitet der Lady ein warmes Bad in ihrem Zimmer, und lasst anschließend nach einer Schneiderin schicken. Sie benötigt neue Kleider." wies Darius den Wirt an, und wendete sich wieder Moira zu. Auch hier starrten die Gäste die Frau an, die mit verdreckter und zerschundener Lederrüstung, Blättern und Zweigen in ihrem zerzausten dunkelbraunen Haar, und der ein oder anderen Schramme im Gesicht vor ihnen stand. Ein Raunen und Tuscheln wurde hie und da an den Tischen ausgetauscht.
"Ich wünsche Euch einen entspannenden Abend nach den Strapazen Eurer Reise, und dass Ihr wohl ruhen möget. Morgen werde ich erneut nach Euch sehen, und so Ihr Euch wohl fühlt, dem Kaiser vorstellen. Ehre und Stärke". Mit diesen Worten verneigte Darius sich, und Cassius tat es ihm gleich. Sie nickte beiden sacht zu, und obwohl sie lächelte, schien es ihr Tränen in die Augen zu treiben. Daraufhin verließen beide Herren die Taverne.

Das Bad tat wahrlich gut. Wie lange mag es her gewesen sein, dass sie zuletzt ein warmes Bad mit duftender Seife genommen hatte? Ein Wasserfall oder ein See waren schon etwas Besonderes und eine Seltenheit auf der fast drei Monde währenden Reise gewesen. Sie schloss die Augen und seufzte tief und zufrieden. So wohlig und zufrieden hatte sie sich nicht mehr gefühlt seit... Mit einem mal rannen ihr die Tränen das Gesicht hinab und tropften ins Badewasser, als sie an die verlorenen geliebten Menschen dachte. Nein, wie konnte sie auch nur einen Moment vergessen, was geschehen war? Weswegen sie fortgegangen war? In dieses weit entfernte fremde Land. Nein, sie durfte ihretwillen nicht vergessen.

Zaghaft klopfte es an ihrer Tür. Moira hatte sich zwischenzeitlich abgetrocknet und wieder angezogen, als ein junges Mädchen von vielleicht 15 Sommern auf ihre Erlaubnis hin eintrat. Sie blickte Moira mit großen Augen an. "Also ist es wahr, was man sich sagt. Ihr seid es wahrlich, Lady Nephilim!" brachte Sie mit einem strahlenden Gesicht hervor. Beschwichtigend hob Moira die Hände "Nein, nein. Ich bin nicht Eure..." Sie überlegte. Hatte die Sires Malon oder von Schwarz eigentlich erwähnt, was mit der Kaiserin geschehen war? "... ich bin nicht die, für die Ihr mich haltet." Sie hielt ihr die Hand hin "Mein Name ist Moira Rabenstein." "Aber..." das Mädchen musterte Moira genauer. "ich habe noch nie gesehen, dass jemand einem anderen so ähnlich sieht. Außer er ist ein Zwilling." Moira schüttelte den Kopf "Nein. Ich habe keine Zwillingsschwester. Zumindest wüsste ich nichts davon. Es ist wohl nur eine Laune der Natur". Erst jetzt fiel Moira auf, dass das Mädchen zahlreiche Stoffmuster über dem Unterarm trug. "Ihr seid die Schneiderin, nehme ich an?" "Oh, ja ja. Es ist mir eine Ehre, Euch neu einkleiden zu dürfen! Auch wenn ihr nicht die Kaiserin seid" meinte sie mit einem vergnügten Lachen. Gekonnt zog sie Nadeln und Faden und ein Maßband hervor, um Moiras Maße zu nehmen, und ein Kleid abzustecken.

Die Nacht brach langsam herein. Moira starrte durch ein offenes Fenster in die sternenklare Abenddämmerung hinaus. Ob sie wohl zu den gleichen Sternen blicken würde? Der Gedanke gab ihr etwas Trost, und sie spielte gedankenverloren mit dem aus Eiche geschnitzten kleinen Blatt, welches sie als Anhänger an einem Lederhalsband trug, welches ihr geschenkt worden war. Mit einem Seufzen wandte sie sich ab und schloss das Fenster. Auf dem Bett lag ein schlichtes rostrotes Kleid, und eine neue Lederrüstung. Das Schneidermädchen hatte ihr Stoffe in den schillernsten Farben vorgelegt, und war leicht enttäuscht gewesen, als Moira sich schließlich für ein wenig auffälliges und niedrigpreisiges Kleid entschied. Nichtsdestotrotz hatte die Kleine es sich nicht nehmen lassen, güldene Verzierungen dezent anzubringen. Behutsam legte Moira die Kleidung über die Lehne eines Sessels, und legte sich ins Bett. Als hätte der Schlaf nur darauf gewartet, war sie sogleich ins Reich der Träume gesunken, sobald sie ihre Augen geschlossen hatte.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeFr Mai 04, 2012 10:40 pm

Der vergangene Tag war sehr ereignisreich gewesen. Nach dem Frühstück hatte Moira die Stadt Arymor erkundet. Die Blicke und das Getuschel der Passanten ignorierte sie dabei geflissentlich. In der Halle der Helden angekommen, betrachtete sie eine Weile die Statuen der Gründer des Reiches Arnor, insbesondere das der entmachteten Kaiserin. Zwar konnte man anhand der Statue nicht Haut, Haar- oder Augenfarbe erkennen, aber der Körperbau, die Art wie das Haar über die Schultern fiel, und vor allem das Gesicht! Als wäre es eine Statue von ihr selbst gewesen. Moira war dieser Gedanke irgendwie unheimlich. Nach dem Lesen der Inschrift wusste sie, dass die Kaiserin von Zepharius entführt worden war, und danach dem Wahnsinn anheim fiel. Eine traurige Geschichte - und sie fragte sich, ob es eine Verbindung zu ihr gab.

Kurze Fragmente aus ihrer Vergangenheit flammten in ihrem Geist auf. Sie stand am Pranger auf dem Marktplatz, und die Bewohner bewarfen sie mit Abfall, während sie grölten, wenn ein Peitschenhieb auf ihren Rücken niedersauste. Moira hatte kaum noch jemanden erkennen können, denn Tränen rannen ihr Gesicht herab, aber sie gab keinen Ton von sich. Nein, sie würde nicht schreien. So hatte sie nicht mitbekommen, als die dunklen Gardisten Lord Mortyars eine Schneise durch die Menschenmenge zu ihr formten, an ihrer Spitze der Lakai des Hexers höchstpersönlich. Sie hatte ihn noch nie zuvor mit eigenen Augen gesehen, es war einfach gesünder, die Stadt zu meiden, oder sich nur in den Schatten fortzubewegen. Der Peitscher hielt inne, und auch die Menschen verstummten. Unsanft packte Mortyar ihr Kinn und reckte ihr Gesicht in die Höhe, um es genauer zu betrachten. "Wen haben wir denn da? Wahrlich, welch Ähnlichkeit!" Er lachte boshaft "Lasst ab von ihr, und bringt dieses Häufchen Elend in meinen Palast!" herrschte er seine Untertanen an, und machte wieder kehrt. Was danach geschehen war, verschwand wieder in einem geistigen Nebeldunst.

Moira schüttelte den Kopf, und verließ fast fluchtartig die Halle. Auf ihrem folgenden Weg durch die Stadt bemerkte sie nicht bewusst, wohin sie ging. Ähnlichkeit... das erste mal, dass jemand diese Worte zu ihr sagte. Wie konnte sie das vergessen? Und was war überhaupt danach geschehen? In ihr keimte der Gedanke, dass mehr dahinter steckte; dass sie nicht zufällig diesen weiten Weg beschritten hatte. Wenn sie sich doch nur an mehr erinnern könnte!

Plötzlich stand sie vor einer Kirche des Tharnas. Sie schritt hinein, und als sie diese leer vorfand, kniete sie nieder um zu beten. Für die geliebten Lebenden und die Toten. Ein üblicher Betspruch. Tote gab es zu Genüge in ihrem Leben. Aber Lebende? Hatte sie wirklich noch jemanden, den sie liebte, und der am Leben war? Gedankenverloren spielte sie mit ihrem hölzernen Anhänger in Form eines Blattes an ihrem Lederhalsband. Seraphin hatte es für sie geschnitzt. Für ihre 5 Jahre konnte sie schon sehr geschickt mit einem Messer umgehen. Leise begann Moira zu schluchzen. Ja, sie wusste, dass sie noch lebte. Dass ihr Gebet ihr galt. Irgendwo da draußen. Möge Tharnas sie mit seiner Herrlichkeit beschützen.

Nachdem sie die Kirche verlassen hatte, wusch sie sich an einem nahgelegenen Brunnen das Gesicht. Es war erfrischend kalt, und spülte die Tränen fort. Als hätte ein streunender Schäferhund ihren Gemütszustand erkannt, stand dieser vor ihr und stubste sie an. Mit einem Lächeln kraulte Moira den fremden Hund, der es sich schwanzwedelnd gefallen ließ. Sie hatte Tiere schon immer gemocht. Vielleicht wegen ihres Vaters, der ihr so vieles beibrachte über die Natur. Moira nahm ein Stöckchen vom Boden auf, und warf es fort. Der Schäferhund preschte vergnügt los, und auch Moiras Stimmung hebte sich zusehends, wann immer sie das Stöckchen-Hols-Spiel wiederholte. Es war zwischenzeitlich die Mittagsstunde bereits überschritten. Ihr Magen meldete sich zu Wort. Mit einem Lächeln tätschelte sie den Hund nochmal zum Abschied und machte sich auf den Weg zurück zur Taverne.

Dort wartete gleich die nächste Überraschung auf sie. Der General Darius Malon, der Elbenfürst Lyonas Avendior, und der Kaiser Vincent Nephilim standen höchstpersönlich an der Theke und tranken gemeinsam Bier. Die Überraschung in des Kaisers Gesicht war aber wohl noch größer, als er sie sah, als ihre eigene, als er ihr kurz darauf vorgestellt wurde. Moira war mit der Situation aber ebenfalls zunächst überfordert. So viele Adlige - und das in einer kleinen Taverne! Wie verhielt man sich standesgemäß? Und dann noch - wie sollte sie reagieren, immerhin gleichte sie der ehemaligen Kaiserin anscheinend nahezu gänzlich.
Noch überraschter war sie jedoch, dass der Kaiser sie weder mied bzw. fortschickte, sondern sie auch auf Speis und Trank im Kreise seiner Freunde, und dann noch auf einen Ausritt in das Elbenreich Eryn Lasgalen einlud. Sie wusste nicht recht damit umzugehen, aber wollte die höfliche Einladung auch nicht ausschlagen. In keinem Falle wollte sie den Kaiser kränken. So schlang sie rasch das Essen hinunter, nach dem ihr Hunger verlangte, und begab sich dann auf ihr Zimmer, um schnell das neue Kleid, dass sie trug, gegen die neue Lederrüstung zu tauschen.

Der Ausritt tat wirklich gut. Zwar sprach man nicht viele Worte, aber auf dem Rücken der schwarzen Stute Black Betty ritt es sich komfortabel durch das Gelände. Immer wieder blickte sie zu dem Kaiser hinüber. Sie ritten fast auf einer Höhe, vor ihnen die Heermeisterin der Ithilier, Gilthoniel Tavaron, und hinter ihnen Darius Malon, welcher ihr gewiss mit seinem Blick den Rücken durchbohrte, das Schwert griffbereit, sollte sie es wagen, zu versuchen, dem Kaiser etwas anzutun.
Selbst wenn es ihr Ziel gewesen wäre, ihr war klar, dass sie in diesen Wäldern mit Sicherheit tot war, ehe sie auch nur einen Dolch hätte ziehen können. Dass sich Waldläufer überall versteckten, die die kleine Reitergruppe im Auge behielt, brauchte niemand zu erwähnen.

Einige Stunden später, im tiefen Wald, scheuten zunehmend die Pferde. Irgendetwas war dort voraus. Gemeinsam entschied man abzusteigen, und zu Fuß und mit Waffen gerüstet weiter zu gehen. Und tatsächlich, an der Wegbiegung nach Eryn Lasgalen lauerte in einem unnatürlich wirkenden Nebel eine ganze Horde Urukhais. Schnell, mit Widerwillen Malons wurde die Taktik besprochen. Gilthoniel Tavaron würde mit Moira den Weg zur Elbenstadt eilen, während Vincent Nephilim und der Darius Malon sich die Urukhais vorknöpften, welche anscheinend aus einem Portal gekommen waren. Sodann wurde Moira Zeuge der erstaunlichen Verbergungskünste des Kaisers. Er verschmilzte mit dem Nebel und der Schatten, dass selbst sie, die selbst diese Art von Tarnung beherrschte so sie es wollte, ihn nicht mehr erblicken konnte. Sie schauderte leicht. Offenbar hatte sie ihren Meister gefunden.

Was dann geschah spielte sich in kürzester Zeit ab. Die beiden Männer dreschten auf die Urukhais ein, und die beiden Frauen nahmen die Beine in die Hand. Sie erreichten unbehelligt die Stadt der Elben, und wenige Zeit später folgten die Kämpfer im Wesentlichen unversehrt. Die Gefahr war erstmal gebannt, dennoch wurden die Elben über das Portal vor der Stadt durch die Heermeisterin unterrichtet.
Sodann steuerte die Gruppe in der Elbenstadt eine Bibliothek an, der eigentliche Grund für die Reise. Angeblich gab es irgendwelche Erkenntnisse aus alten Büchern zu irgendwelchen Kindern. Moira konnte sich keinen Reim darauf machen, kam aber dennoch neugierig mit. Was dann folgte verwirrte nicht nur sie, sondern auch die anderen Begleiter. Ein Elbe namens Cael erzählte ihnen, er habe mehrere Nachnamen gefunden mit einer Zahl dahinter. Diese gehörten wohl zu Kindern, welche am Ende des dritten Zeitalters in die ganze Welt gesandt wurden. Diese Namen waren Nephilim 3, Parcelees 2, Tavaron 2 und von Schwarz 1. Darius Malon war sichtlich enttäuscht, nicht seinen Nachnamen unter den Genannten gehört zu haben.
Wieder wurde Moira angesprochen, ob sie eine Zwillingsschwester von der ehemaligen Kaiserin Grit-Marie Parcelees sei. Sie verneinte dies. Sie hatte nur ihren Vater und ihre größere Schwester gehabt, aber keiner hatte je erwähnt, dass ihre Mutter ehe sie bei der Geburt starb, noch einen Zwilling zur Welt brachte. Warum sollte man ihr eine Zwillingsschwester verschweigen, und sie vor allem fortbringen? Dies machte doch alles keinen Sinn. Nichtsdestotrotz grübelte sie den Abend und die Nacht weiter über die Ereignisse. Zwei Pacelees seien damals wohl ausgeschickt worden, warum auch immer. Vielleicht entstammte sie einer dieser Blutlinien und war so also eine entfernte Verwandte der Kaiserin. Nur warum sah sie ihr dann so sehr ähnlich?
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeMo Mai 07, 2012 9:41 am

Auf der großen Marmortafel lagen alle erdenklichen Leckereien in Hülle und Fülle. Moira hatte noch nie so viel Essen auf einmal gesehen. Damit könnte sie ihre Familie mindestens einen Monat durchbringen. Die Tafel war jedoch nur für zwei Personen gedeckt worden. An den beiden Enden standen massive Stühle mit aufwendigen Schnitzereien. Auf einem dieser Stühle saß sie in einem prächtigen rotem Kleid aus reiner Seide. Sie hatte nie gewusst, wie angenehm sich Seide auf der Haut anfühlte. Sie war mit Rosenwasserseife von Zofen gebadet worden, die Ihre Haare anschließend adrett hochgesteckt und mit Blumen verziert hatten. Auch hatten sie mit Pudern und Pinseln eine sanfte Röte auf ihr Wangen und Lippen gezaubert. Obwohl sie glaubte, noch nie so schön gewesen zu sein, konnte sie sich an diesem Anblick im Spiegel nicht erfreuen. Moira fühlte sich wie die Festtagsgans auf der langen Tafel vor ihr, ansprechend zurecht gemacht, um dann mit Wonne darüber herzufallen. Sie versuchte, ihre Füße, welche am Stuhl festgebunden worden waren zu bewegen, doch die Lederriemen ließen keinen Fingerbreit nach. Ihr Blick wanderte über die Tafel. Das nächste Messer lag außerhalb ihrer Reichweite, und unter den Augen der stillen Wächter rings umher würde sie es nicht erreichen können.
Mit einem lauten Krachen fiel die schwere Eichentür ins Schloss. Nun war das Warten vorbei, Lord Mortyar mit seiner obsidianfarbenen Rüstung und purpurrotem Umhang kam mit jedem laut hörbaren Schritt unheilvoll näher. Schwarze gelockte Haare fielen ihm ins Gesicht, und wären seine eisblauen Augen nicht von absoluter Kälte, hätte er durchaus ein ansprechender Mann für viele Frauen sein können. Mit einem triumphierenden Lächeln ließ er sich ihr gegenüber auf der anderen Seite der Tafel nieder. "Meine Liebe, ihr ehrt mich, dass ihr mit dem Essen auf mich gewartet habt. Bitte greift zu. Ihr seid heute abend mein Gast." meinte er selbstgefällig, und griff nach einem Silberbecher mit edlem Wein. "Es isst sich schwierig, wenn man die Hände zusammen gebunden hat" antwortete Moira kühl, und hob ihr Kinn stolz. "Oh, das tut mir leid. Sagt, was ihr essen mögt, und eine meiner Dienerinnen wird es Euch mundgerecht gereichen" antwortete der Truchsess, und schlürfte seinen Wein, und biss in eine Hähnchenkeule. "Danke, ich verzichte." "Nun, wie es Euch beliebt, meine Teuerste". Stille kehrte ein, nur unterbrochen von dem Schlürfen und Schmatzen Lord Mortyars. Er war wie eine Spinne, die seine Beute umkreiste, welche in seinem Netz gefangen war, dachte Moira. Dieses perfide Spiel war ihr zuwider. "Warum bin ich hier?" fragte sie laut und direkt gen Ihres Gegenübers. "Wie ich schon sagte, Ihr seid mein Gast." "Ich habe nicht darum gebeten, Euer "Gast" zu sein. Und nach meinem Dafürhalten bedeutet Gastfreundschaft etwas anderes, als an einen Stuhl gefesselt zu werden." antwortete sie und kniff die Augen erbost zusammen. Mortyar seufzte laut, und wischte sich mit einem Samttuch den Mund und die Hände ab, erhob sich und schritt zu ihr herüber, bis er bedrohlich nahe vor ihr stand. "Undank ist der Welten Lohn. Da rettet man Euch vom Pranger, und Ihr wisst dies nicht zu schätzen. Und zu allem Überfluss beleidigt Ihr Euren Retter in seinem eigenen Hause. Offenbar muss man Euch noch gehörige Manieren beibringen."

Moira Rabenstein wachte schweißgebadet auf. Im ersten Moment erkannte sie nicht, dass sie in Ihrem Bett in der Taverne zum gehängten Mann lag, und schlug wild um sich. Keuchend erkannte sie schließlich, dass keine Gefahr bestand. Dieser Traum war realer gewesen, als je ein Traum zuvor. Sie hatte noch immer einen Kloß in der Kehle, und griff zu einem Glas Wasser auf dem Nachttisch. Irgendetwas war an diesem Ort seltsam. Je länger sie sich hier aufhielt, desto mehr Fragmente aus einer scheinbar vergessenen Erinnerung kamen wieder zum Vorschein - und ihr Gefühl sagte ihr, dass sie sich nicht erinnern wollte.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSa Mai 19, 2012 7:20 am

Unruhig war der Schlaf Moiras auf dem moosigen Untergrund im Gebirge nahe der Wildpferde, zu dem sie zusammen mit der Heermeisterin Tavaron, dem General Malon und seinem Knappen von Schwarz aufgebrochen waren. Herr Cassius von Schwarz war ihr als Leibwache durch den Kaiser zugeteilt worden; offenbar war dieser um ihr Wohl besorgt. Immerhin könnte Zepharius sie für die ehemalige Kaiserin halten, und einen Anschlag auf sie planen. Die Vorstellung, auf Schritt und Tritt überwacht zu werden, widerstrebte ihr, doch sprach sie es nicht offen aus. Immerhin war ihr auf der Reise zum Gebirge bewusst geworden, dass die Sinne des Herrn von Schwarz nicht ausreichend ausgebildet waren, um sie zu entdecken, wenn sie sich in den Schatten davon schleichen wollte. Das beruhigte sie ungemein.

Die Reise zum Gebirge war unerwartet beschwerlich gewesen. Zahlreiche Urukhais strömten aus einem Portal am Gebirgsrand. Moira konnte diese stinkenden widerwärtigen Kreaturen nicht ausstehen. In ihrer Heimat bewachten sie die Grenzen des Landes. Diesen hier würde sie ihr Schwert rücklings zwischen die Augen treiben, das nahm sie sich vor. Sie mochte nicht so begabt sein wie der Kaiser, aber sie wusste, die Gegner zu treffen, wo es wirklich schmerzhaft oder besönders tötlich war. Zu viert nahmen sie sich die Horde vor. Es war wie ein Rausch; in den Schatten springen, und hinterrücks zustechen, um wieder von vorn zu beginnen. In diesem Kampfgetümmel war ihr völlig entgangen, dass die Bogenschützin Tavaron völlig von einer Gruppe Urukhais umkreist und niedergestreckt wurde. Zu ihrer Überraschung wurde die an der Schwelle zum Tode stehende Frau durch ein elbisches Zepter, welches Sir Malon anwandte wieder vollständig geheilt. Hätte sie selbst nur ein solch mächtiges Artefakt gehabt, dann hätte sie vielleicht ihren Ehemann vor wenigen Monden retten können.
Als wäre der Überfall durch die Urukhais noch nicht genug gewesen, wurden sie auf dem schmalen Gebirgspfad noch von diesen seltsamen Dunkelelben angegriffen, von denen ihre drei Begleiter noch am selben Tage gesprochen hatten. Solche Wesen hatte sie noch nie zuvor gesehen. Schwarze Haut, weiße Haare und feuerrote Augen. Doch anders, als die Elben dieser Welt, waren ihre Gesichter von Hass und Verachtung gezeichnet. Es entbrannte auch hier wieder ein Kampf. Doch dieses Dunkelelben waren bei weitem nicht so robust, wie die Urukhais zuvor. Moira musste nicht immer wieder in die Schatten tauchen, nein, wild und doch präzise schlug sie um sich, und ein Drow nach dem anderen sank leblos zu Boden. Sie war selbst von sich überrascht, zu welcher Zerstörung sie fähig war. Einem Teil von ihr schien es ungemeine Genugtuung zu verschaffen, ihre Leben auszulöschen. Seltsam... sie hatte zuvor nie Humanoide getötet, einzig Tiere, welche von ihr gejagt wurden. Doch bei der Jagd verspürte sie nie eine solche Befriedigung, im Gegenteil, sie bedauerte es sogar, dass sie darauf angewiesen war. Es war, als wäre sie hier eine völlig andere. Dieser Gedanke machte ihr Angst.

Erneut mischten sich Bilder aus ihrer verdrängten Vergangenheit in ihren Traum.
"Es wäre ein Jammer, an Euch ein Exempel statuieren zu müssen..." Lord Mortyar strich mit dem Handrücken über ihre Wange, woraufhin sie zurückzuckte "...so eine Schönheit wie ihr seid." Moira funkelte ihn mit ihren Augen hasserfüllt an. "Aber keine Sorge, Euch wird niemand ein Haar krümmen. Dafür musste ich einen Schwur leisten" fuhr er fort, und ein diabolisches Grinsen zierte sein Gesicht "aber wir haben Nachforschungen angestellt. Da sind ja noch Euer Mann und Eure Tochter....". Moiras Augen weiteten sich, und sie presste die Lippen aufeinander, bemüht, sich nichts anmerken zu lassen "Ihr irrt Euch. Ich muss Euch leider enttäuschen. Ich habe keine Familie mehr. Ihr habt sie in der Vergangenheit alle bereits geholt." Lord Mortyar verschränkte die Arme vor der Brust "Ach, wirklich? Nun, auf seine Aufklärer kann man sich heutzutage auch nicht mehr verlassen." Dann erhob er die Stimme gen der Wachen an der großen Eingangstür "Ihr könnt den Mann und das Mädchen köpfen. Sie sind nicht die Richtigen" meinte er kalt. "NEIN!!" schrie Moira "Tut ihnen nichts!" Tränen rannen ihr Gesicht hinab. "Ach, jetzt erinnert Ihr Euch also doch noch an sie?" Er lachte. "Keine Sorge, ihnen wird nichts zustoßen, solange Ihr kooperiert." Resignierend sank Moira in den Stuhl zurück "Was wünscht ihr von mir, Eure Majestät?" meinte sie tonlos.

Keuchend wachte sie auf. Ihr Gesicht war nass von Tränen. "Oh bei Tharnas...!" hauchte sie geschockt. Plötzlich näherte sich im Halbdunkel der gerade aufgehenden Sonne eine Gestalt. Es war ihr Leibwächter. "Geht es Euch gut, Lady Rabenstein? Es klang, als würdet ihr erneut keine Luft bekommen. Und ihr habt laut 'Nein!' geschrieen" Besorgt musterte Cassius sie. Sie zwang sich zu einem Lächeln "Nein, nein... es... es war nur ein Albtraum. Das... ähm... Gespräch mit Sir Malon über meinen verstorbenen Mann.... es hat mich wohl aufgewühlt..." lenkte sie ab. "Macht Euch keine Sorgen um mich... das... wird schon wieder". Cassius von Schwarz musterte Moira noch einige Momente nachdenklich. "Wenn ihr mich in irgendeiner Weise braucht, ich bin ganz nah." Er deutete zum kleinen See unterhalb der Erhöhung, auf der sie geschlafen hatte, und setzte sich dann in Bewegung, um am Ufer Platz zu nehmen und sie von dort nicht aus den Augen zu lassen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSo Mai 20, 2012 8:30 am

Zurück in Arymor zog Moira sich nach ein paar freundlichen Worten mit ihren Begleitern in ihr Zimmer in der Taverne zurück. Sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber der Traum der vergangenen Nacht ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie wollte nicht wissen, was sie für diesen Widerling Lord Mortyar hatte tun müssen; jeder mögliche Gedanke daran bereitete ihr Übelkeit. Am liebsten wollte sie gar nicht mehr einschlafen. Aber wer sagte, dass die Erinnerung sich nicht wieder in einem Tagtraum manifestierte?

Plötzlich wurde sie von einem klappernden Geräusch an ihrem Fenster aus ihren Gedanken gerissen. Warf da jemand Steine dagegen? Mit einem Lächeln stellte sie jedoch fest, dass es ihre treue Tierbegleiterin war, eine Falkendame, die, seit sie in Arymor waren, sich kaum hatte blicken lassen. Moira öffnete das Fenster, und der Falke flog sogleich auf ihren Arm. "Meine Güte, du bist aber dick geworden!" meinte sie neckend, und streichelte dem Vogel über das Gefieder "du bekommst hier wohl genug Mäuse, was?". Es war, als würde die Falkendame den Kopf etwas schräg legen, und sie vorwurfsvoll anblicken. "Ja ja, meine eitle Schöne!" kicherte Moira, als ihr etwas an dem Bein des Tieres auffiel. "Nanu, was haben wir denn da?". An das Bein war ein kleiner Briefumschlag gebunden worden. "Sowas, dass du dich mittlerweile auch als Brieftaube verdingst..." meinte sie weiter scherzend, aber doch neugierig, während sie die Falkendame von dem kleinen Umschlag befreite. Sodann erhob diese sich wieder in die Lüfte, und flog aus dem Fenster wieder hinaus.

Der winzige Umschlag war unbeschriftet, aber es fühlte sich an, als wäre etwas Schweres darin. Als sie ihn öffnete, zog sie einen kleinen Zettel und eine silberne Kette mit einem schwarzen Edelstein, vermutlich ein Onyx oder ein Obsidian, heraus, der wie eine Träne geformt war. Überrascht musterte sie den Schmuck, und entfaltete dann den kleine Zettel. Auf diesem waren nur wenige Worte geschrieben:

"Ein Geschenk, um die bösen Träume zu bannen.

- Ein Freund"


Sie war sprachlos. Wer konnte davon wissen, dass sie von diesen Träumen heimgesucht wurde? Natürlich - Herr von Schwarz. Sie lächelte. Vielleicht hatte er ihr den Schmuck zukommen lassen - oder er hatte seinen Vorgesetzten von ihrem Albtraum berichtet. Vielleicht war er auch von Sir Malon oder dem Kaiser selbst? Sie entschied, es nicht zu verschmähen, zumal es wirklich hübsch anzusehen war. Schlicht, und doch natürlich schön. Es passte sehr gut zu ihr selbst, wie sie fand. Und wer weiß, vielleicht entfaltete das Schmuckstück ja doch eine Wirkung bei ihren Träumen? Einen Versuch war es jedenfalls wert.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeDo Mai 24, 2012 10:28 am

Das Sonnenlicht des Morgens schien warm durch das Fenster des Tavernenzimmers und fiel auf die noch schlafende Moira Rabenstein. Es dauerte nicht lang, dass sie ihre Augen blinzelnd aufschlug und gähnte. Sie fühlte sich wohl ausgeruht, und reckte mit einem Lächeln die Glieder. Ihr Leben fühlte sich mit einem mal wieder richtig an. Was doch so ein paar Nächte Durchschlafen bewirken konnten. Das Geschenk, dass ihr der unbekannte 'Freund' geschickt hatte, schien wirklich seine Wirkung nicht zu verfehlen. Sie trug die Kette mittlerweile ununterbrochen, und die Erinnerung an ihre quälenden Träume zuvor schienen mehr und mehr zu verblassen.
Geschmeidig schwang sie sich aus dem Bett und schritt zum Spiegel hinüber. Sie lächelte. Ja, das Durchschlafen der letzten Tage hatte ihr wirklich gut getan - die Augenringe, die sie in der vergangenen Zeit nahezu gesammelt hatte, waren wieder verschwunden. Sie sah erholt und gesund aus. Eine Melodie eines Volksliedes aus ihrer Heimat pfeifend, begann sie sich für den Tag frisch zu machen.

Moira genoss den Morgen in vollen Zügen. Zum Frühstück im Schankraum der Taverne überlegte sie für sich, was sie als nächstes tun wollte. Sie wollte wieder arbeiten, ihr eigenes Gold verdienen, und nicht länger auf die Kosten anderer sich durchbringen lassen. Unabhängigkeit war ihr stets wichtig gewesen. Eigentlich musste sie nicht lange überlegen. Sie würde in der Kantine des Kaiserhofes beginnen, wie es ihr durch den Kaiser selbst angeboten worden war. Zwar warb auch der General Malon um sie als Soldatin in der Armee, aber dies fühlte sich einfach nicht richtig an. Die Erinnerung an das Töten, oder vielmehr Abschlachten der Urukhais und Drow, hatte einen Teil ihrerselbst hervorgebracht, der ihr so nicht bewusst war. Sie war im Nachhinein nicht stolz darauf, und wollte nicht dafür bekannt sein. Die Vorstellung hingegen, für das Wohl der Soldaten, der kaiserlichen Garde und des Kaisers selbst zu sorgen, indem sie sie bewirtete, bekochte, und hinterher putzte war ihr bei weitem angenehmer. So entschied sie sich, den Fischer am Kap Arnor aufzusuchen, um einen guten Fisch für das Mittagessen in der Kantine zu erstehen.

Das Volkslied vom Morgen war mittlerweile ein Ohrwurm geworden. Sie summte es die ganze Zeit über, auch während ihres Ausritts zum Fischer auf ihrer schwarzen Stute Seraphin. Der Fischer machte ihr einen sehr guten Preis für den fangfrischen Lachs, und sie bedankte sich fröhlich. Zurück in Arymor am Kaiserhof, begann sie den Fisch vorzubereiten, und begann dabei leise, und doch scheinbar unbekümmert, die traurige Geschichte der sterblichen Überreste eines Helden zu singen, von dem ihr Ohrwurmlied handelte.
Offenbar waren die Wände im Palast sehr hellhörig, oder sie war in Gedanken versunken lauter mit ihrem Gesang geworden, jedenfalls kamen plötzlich General Malon, Heermeisterin Tavaron und der Kaiser Nephilim höchstpersönlich in die Kantine, und sagten sie seien der Singstimme gefolgt. Sofort brach sie das Lied ab, und errötete leicht. Auch wenn man ihr Komplimente zu ihrer Stimme und ihrem Aussehen machte, war es ihr unangenehm, vor mehreren Leuten zu singen. Wenn überhaupt, hatte sie sonst nur Schlaflieder für ihre Tochter gesungen, oder wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Herr Malon sprach an, dass das Kleid, dass Moira trug (eigentlich ein einfaches Arbeitskleid) noch mehr die Ähnlichkeit zur ehemaligen Kaiserin betonte. Und der Kaiser selbst meinte, er habe Moiras Stimme zunächst für die seiner ehemaligen Gefährtin gehalten. Mit einem Mal wurde Moira wieder bewusst, dass diese Tatsachen ihm wohl Schmerz bereiten mussten, und zweifelte kurz daran, ob es wirklich eine gute Idee war, in seiner Nähe zu arbeiten. Doch der Kaiser schien dies immerhin gut überspielen zu können, und erklärte ihr, sie würde wieder Licht und Wärme in diesen Palast bringen. Und er lächelte. Moira fiel auf, dass er wirklich fast immerzu lächelte, wenn sie sich begegneten. Vielleicht tat ihm ihr Dasein doch mehr gut, als es ihn schmerzte - immerhin war der Vorschlag dort zu arbeiten von ihm gekommen. Sie spürte, wie sie selbst knallrot im Gesicht wurde, und geschmeichelt lächeln musste. Und dass sie, wo sie doch sonst eigentlich nicht um Worte verlegen war, Schwierigkeiten hatte, sich auszudrücken. Sie stammelte und stotterte ihren Dank, und dieser Umstand machte sie umso mehr verlegen.

Umso erleichterte war sie, als sie sich darum kümmern konnte, den Anwesenden ein gutes Frühstück zu bereiten, allen voran natürlich dem Kaiser. Sodann setzte sie sich auch an die lange Tafel und lauschte den Gesprächen. Als sich der Fokus des Gesprächs wieder auf sie richtete, wurde ihr mit einem Mal heiß und kalt. Kaiser Nephilim meinte 'Moira gefalle ihm, trotz ihrer offenbar guten Kochkünste, nicht wirklich als Schankmaid'. Enttäuscht, und auf der anderen Seite gewillt, jedwede andere Tätigkeit, bei der sie gebraucht würde, sofern es nicht gerade Soldat ist, wahrzunehmen, bot sie sich - natürlich wieder mal stammelnd - an.
Was sie wohl vom Posten des Hofschreibers hielte, wurde sie gefragt. Der jetzige Herr sei wohl in die Jahre gekommen, und froh, wenn er nicht mehr mit ausreiten musste, um die Geschehnisse festzuhalten, die die Ritter des Hofes erlebten außerhalb. Die übrige Zeit würde sie im Palast arbeiten, um alles zu dokumentieren. Eine derartige Tätigkeit hatte Moira bisher noch nie ausgeübt. Aber immerhin beherrschte sie Lesen und Schreiben, und für alles weitere galt aus ihrer Sicht: Man wächst an seinen Aufgaben. Sie stimmte daher zu.
Sichtlich erfreut über ihre Entscheidung teilte der Kaiser ihr dann den Raum des Herrn von Schwarz im Palast zu. Dieser wiederum solle ein Quartier in der Klamm zugewiesen bekommen stattdessen. Alle Räume des Palastes stünden ihr dann als Mitarbeiterin des Palastes offen, außer dem Thronsaal und der Quartiere des Kaisers. Moira wusste nicht, was sie sagen sollte, also blieb ihr nur wieder sich zu bedanken.

Als sie zum Abend hin ihr neues Quartier im Palast aufsuchte, war Moira verblüfft. Der Raum, den zuvor Herr von Schwarz nutzte, war mehr eine Abstellkammer als ein Raum, in dem man sich wohlfühlen konnte. Eine einfache Matratze auf dem Boden in einer Ecke war noch das Einladenste. Im Übrigen war der Raum nahezu leer, bis auf ein paar Rüstungsständer und Truhen. Hier musste dringend etwas geschehen, wenn sie hier wirklich über einen längeren Zeitraum wohnen sollte. Sie nahm sich vor, gleich am nächsten Morgen den Kaiser aufzusuchen, um darum zu bitten, den Raum wohnlich gestalten und ausstatten zu dürfen. Jetzt aber war ihr auch die Matratze auf dem Boden recht, um ihrer Müdigkeit abzuhelfen. Sie kuschelte sich in die zweckmäßige graue Decke, die, neben Kissen und Matratze selbst, deutlich nach Herrn von Schwarz roch. Es dauerte nicht lange, da war sie auch schon eingeschlafen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeFr Jun 01, 2012 9:39 am

Die vergangenen Tage vergingen für Moira wie in Trance. Die ersten Tage schlief sie in ihrem neuen Quartier im Palast des Kaisers die ganze Zeit über, wenngleich auch teilweise unruhig. Der Schlaf war jedoch so tief, dass sie nicht bemerkte, wie eine Zofe auf Geheiß des Kaisers herein kam, um ihre Wunden zu versorgen. Der Ausflug in die Gruft war nicht nur seelisch auslaugend gewesen. Moira wurde von drei Urukhai-Pfeilen getroffen, und mehrmals gestreift. Glücklicherweise waren diese wohl nicht vergiftet gewesen. Und zum Glück waren ihre Weggefährten so um ihr Wohl bedacht, dass sie ihre Blutungen mit Bandagen und sogar mit eigens für sie zerrissenen Umhängen stoppten.

Der verhängnisvolle Tag hatte ruhig wie so viele begonnen. Moira kümmerte sich um die Pferde auf der Koppel, insbesondere ihre eigene Stute Seraphin. Dieser hatte sie nicht nur Hafer mitgebracht, sondern sie striegelte und bürstete ihr Fell, auf dass sie die schönste schwarze Stute weit und breit sein würde. Das Pferd dankte es ihr, indem es seinen Kopf an ihren lehnte. Mittlerweile wärmte die Sonne und schien hell über das Land, und Moira entschied, dem Kaiser ihr Anliegen bezüglich der Ausstattung ihres zugeteilten Wohnraums vorzutragen. Mittlerweile dürfte er ja doch auch aufgestanden sein. Sie schwang sich auf Seraphins Rücken, und ritt in die Stadt, als sie vor der Taverne den General Darius Malon sitzen sah. Kurzerhand entschied sie, ihm Gesellschaft zu leisten. Kaum begrüßt, tauchte auch schon Cassius von Schwarz auf, der davon berichtete, gesehen zu haben, wie ein Trupp aus mind. 20 Urukhais ein Bündel, dass vielleicht ein Mensch sein könnte, in die Gruft schleppte. Es stand sogleich fest, dass dem nachgegangen werden musste, nicht nur, um möglicherweise denjenigen noch retten zu können, sondern auch um herauszufinden, was die Urukhai im Schilde führten.
Kurz darauf schlossen sich auch der Soldat der kaiserlichen Garde Dan Martigan, als auch der Elbenfürst Lyonas Avendior und die Heermeisterin Gilthoniél Tavaron an, nachdem ein hitziges Hin und Her zwischen Cassius von Schwarz und Dan Martigan entbrannt war, dass Darius Malon mit seiner Autorität versuchte zu unterbinden. Moira konnte nur den Kopf schütteln vor soviel Imponiergehabe zwischen den Streithähnen, wer nun der bessere und stärkere sei, und wie man das in einem Kampf herausfinden wolle. Wie im Kindergarten, oder bei einem Kampf zweier Katzen um die Vorherrschaft im Revier, dachte sie.

Auf dem Weg zur Gruft erfuhr sie, dass diese immer tiefer hinab führte bis zu Zepharius' Feste. Daher war die Tür zur Gruft eigentlich immer verschlossen. Sie fragte sich insgeheim, wie die Urukhais hinein gelangen konnten ohne Schlüssel. Ob es wohl einen Spitzel in den Reihen des Kaisers gab? Die ersten Ebenen der Gruft waren schon herausfordernd. Untote verschiedenster Art stellten sich ihnen in den Weg. Doch führten die Spuren der Urukhai immer weiter, bis sie schließlich in einen Hinterhalt gerieten. Pfeile surrten überall durch einen kleinen Gang, und obwohl Moira sich instinktiv in den Schatten flüchtete, traf sie ein Pfeil in den Oberschenkel. Cassius von Schwarz verband ohne Umschweife die blutende Wunde, indem er einen Teil seines Umhangs dafür opferte. Dan Martigan bedauerte den Vorfall zutiefst, fühlte er sich doch schuldig für diese Verletzung, da er voraus gelaufen war, und so den Hinterhalt ausgelöst hatte.
Die Kämpfe mit Urukhais setzten sich weiter fort bis in den Teil in den Tiefen, der Zepharius Feste war. Dort stießen die Gefährten auf eine schreckliche Entdeckung. Das Bündel, dass die Urukhai transportiert hatte, war der alte Hofschreiber des Kaisers, welcher nun tot mit deutlichen Zeichen der Folterung gekreuzigt worden war. Cassius von Schwarz nahm den alten Mann von dem Kreuz, und trug ihn zurück an die Oberfläche, um ihm das Begräbnis zuteil werden zu lassen, das er verdiente.
Plötzlich war überall Nebel ringsherum, und eine schwarze Gestalt tauchte auf. Moira begann unwillkürlich zu zittern, und kauerte sich hinter einen Felsen. Zepharius' Stimme ging ihr, und den anderen durch Mark und Bein, als er verkündete, der alte Hofschreiber hätte unter größten Leiden alle Geheimnisse des Kaisserreiches verraten, in die er eingeweiht war. Dann erblickte er sie, trotz des schützenden Felsens. Seine Augen leuchteten rot auf, und er kreischte laut "Bringt mir diese Frau!", und zeigte in ihre Richtung. Als sie in seine Richtung sah, war sie wie erstarrt. Obwohl ein Teil von ihr schrie, sie solle die Bene in die Hand nehmen, weigerten sich ihre Beine zu gehorchen. Zitternd wie Espenlaub stand sie da, und hätte nicht Gilthoniél Tavaron sie versucht wegzuziehen, hätte sie sich nicht rühren können. Doch als ihr gebannter Blick auf diese roten Augen von Zepharius unterbrochen wurde, bekam sie ihre Beine wieder in den Griff. Sie lief so schnell sie konnte, ebenso wie die anderen Gefährten, gefolgt von einer nicht enden wollenden Horde Urukhai.
Plötzlich war da ein weißes Licht, und sie fanden sich wieder im Ruinenwald am Eingang zur Gruft wieder, die mit einem lauten Knall zuschlug. Ein alter Mann mit einem langen spitzen Hut stand da auf einer der Ruinen und schien ebenso überrascht zu sein, wie die Gefährten. "Oh, da ist mir wohl ein Experiment misslungen" meinte er vergnügt. Es war Zapnello, der verwirrte Magier, von dem man Moira schon öfters berichtet hatte. Er runzelte die Stirn "Ein seltsamer Anblick, eine Tavaron und eine Parcelees zusammen zu sehen. Eine Waldläuferin und eine Harfnerin.". "Ich heiße aber nicht Parcelees. Ich bin Moira Rabenstein" Er fokussierte Moira "Rabenstein? Wie der ausgesandte Earl Ravenstone von Arymor, der erste Gesandte des Kaisers Desmond Nephilim von Arnor?" meinte er überrascht. "Ähm... ich weiß nicht. Ich bin eine geborene Schattschneider" meinte Moira benommen. Sie bemerkte plötzlich, dass ihr Blut von der Stirn herab lief, offenbar von einem Streifschuss eines Pfeils. Der Gesichtsausdruck Zapnellos änderte sich "Oh. Zwei Schwestern. Eine kam und bestieg den Thron, und sie ging - und immer wenn eine geht kommt eine andere - nie wird man sie gemeinsam sehen." meinte er, als würde er eine alte Prophezeihung rezitieren. Moira überlegte, was ihr jedoch schwer fiel, da ihre Augen drohten zuzufallen. "Warum können die Schwestern nie zusammen gesehen werden?" murmelte sie noch, doch kam von Zapnello keine brauchbare Antwort mehr. Offenbar hatte er vergessen, was er zuvor gesagt hatte. Und Moira fielen dann die Augen zu. Schlaf, das war es, was sie nun brauchte. Ihr war, nach dem Zusammentreffen mit Zepharius, als hätte sie einen Monat nicht mehr geschlafen. Nur dunkel bekam sie noch Worte mit, die Zapnello an Darius Malon und Gilthoniél Tavaron richtete. Etwas von, er hätte doch längst gefunden, was er suchte, und sie würde sich vor irgendwem oder irgendwas im Wald verstecken. Dann umarmte sie die Dunkelheit.


Zuletzt von Drakentera am So Jun 10, 2012 3:38 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSa Jun 02, 2012 9:07 am

Moira lächelte zufrieden, als sie in ihr spärliches Quartier im Kaiserpalast zurückkehrte. Es war der erste Tag gewesen, in dem sie sich wieder in der Lage gefühlt hatte, ihr Zimmer zu verlassen. Es waren kaum die körperlichen Beschwerden gewesen, die sie zurück gehalten hatte. Diese waren durch die gute Behandlung der angestellten Zofen des Kaiserpalastes nahezu verheilt. Nein, es waren die Träume, die sie seit der Begegnung mit Zepharius quälten. Nicht nur die Träume, in denen er sie mit seinen rot glühenden Augen und seiner schaurigen Stimme verfolgte, sondern auch Träume, die für sie noch keinen Sinn ergaben - über Menschen, die ihr nicht bekannt waren. Sie war davon überzeugt, dass diese Träume eine besondere Bedeutung für sie hatten, doch konnte sie sie noch nicht in einem Puzzle zusammensetzen.

Auf ihrem Gang zur Kantine war ihr Gilthoniél Tavaron begegnet. Dort angekommen, wagte Moira es erstmals, jemanden in einen Teil ihrer Träume und innersten Gedanken einzuweihen. Zwar sprach sie in den kommenden Stunden kaum über ihre Vergangenheit, und schon gar nicht über die Träume, die sie heimsuchten, ehe sie den Traumfänger geschenkt bekommen hatte. Aber es tat dennoch gut. Gilthoniél schien sie nicht, wie die meisten anderen bisher, unentwegt mit der ehemaligen Kaiserin zu vergleichen, auch wenn diese wahrscheinlich ihre ihr unbekannte Zwillingsschwester war. Im Gegenteil. Sie ermutigte darin, an sich selbst zu glauben, und sie selbst zu sein. Und sich selbst nicht mit der Kaiserin zu vergleichen.
Und sie sprachen über ihre Aufgabe in Arnor. Moira gab zu, dass sie mittlerweile auch daran glaubte, dass hier tatsächlich ihre Wurzeln liegen mussten. So viele Zufälle konnte es nicht geben. Die Kaiserin, die ihr Ebenbild war, und ihr verstorbener Mann, der nicht nur Rabenstein hieß, sondern der erstmals von diesem verheißungsvollen Land Arnor weit weit im Osten erzählt hatte - und den sie schon ihr ganzes Leben lang gekannt hatte als ihr Halb-Cousin. Einer Sache war sie sich sicher, sie würde nicht nach Lorrain zurückkehren. Etwas sagte ihr, dass genau hier der Ort war, an dem sie sein sollte. Und nicht als Kämpferin oder Soldatin, sondern im Dienste des Kaisers. Obwohl sie nicht wusste, was sie wirklich gut für ihn tun konnte. Als Wirtin wollte er sie nicht haben, und als Hofschreiberin... nun ja, schreiben konnte sie zwar, aber ihr fiel es schwer, in Worte zu fassen und zu Papier zu bringen, was wesentlich war. Sie stotterte ja schon, wenn sie nur mit dem Kaiser sprach. Und sie wusste nicht, was man von ihr erwartete. Sie wollte sich in jedem Fall nützlich machen, und keine Enttäuschung sein.
Umso überraschter war sie, als Gilthoniél aussprach, was sie dachte, was Moiras Bestimmung wäre: die Gefährtin des Kaisers zu sein. Dies würde sie spüren, und selten würde sie sich irren bei ihrer Wahrnehmung. Moira wusste erst nicht, was sie sagen sollte. Natürlich war der Kaiser ein attraktiver und sehr freundlicher Mann, aber sie hatte keine Anzeichen dafür, dass Vincent Nephilim mehr für sie empfinden würde, als vielleicht für eine wohlwollend betrachtete Bekannte. Zumal sie ihn auch noch nicht so häufig und lange gesprochen hatte. Und sie selbst? War sie überhaupt schon bereit, sich auf eine neue Liebe einzulassen?

Diesen neu aufgeworfenen Gedanken und ihre eigenen Gefühle musste sie erst in Ruhe erforschen. Mit einer Umarmung verabschiedete sie sich von Gilthoniél, die sie von nun an als eine wahre Freundin ansah.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeDo Jun 07, 2012 9:28 am

Ihr Kopf dröhnte den ganzen Abend, und obwohl die Wunde an ihrem Hinterkopf durch das Heilwasser aus Eryn Lasgalen vollständig verheilt war, spürte sie noch immer einen inneren stechenden Schmerz. Nein, man sollte sich nicht mit einem Bergtroll anlegen. Diese Lektion hätten Darius Malon, Vincent Nephilim und sie beinahe mit dem Leben bezahlt. Letzten Endes hatte Vincent sie gerettet, in dem er die von einem wuchtigen Schlag des Trolls fortgeschleuderten und nun bewusslosen Körper aus dem engen Gebirgspass gezogen hatte, und den Bergtroll durch seine Schattensprünge besiegen konnte.

Als Moira benommen wieder erwachte, erinnerte sie sich dumpf an ein Erlebnis - oder war es ein Traum? In einem herbstlichen Wald, der von Licht durchflutet war, lief ein kleines Mädchen, von vielleicht 6 Jahren mit ausgebreiteten Armen lachend auf sie zu. Sie hatte quirlige rote Locken, und warme braune Augen, und als Moira sie in ihre Arme schloß, überkam sie ein wohliger Schauer, und ein Gefühl der Freude. Dann löste sich das Mädchen aus ihrer Umarmung, und lief lachend weiter, und Moira fühlte, dass sie sie festhalten und beschützen wollte, sie nicht wieder verlieren wollte. Sie lief ihr hinterher, als sie um eine Biegung kam, sah sie, wie zwei starke Arme eines Mannes das Mädchen gepackt hatten, und er sie vergnügt herumwirbelte. Dann wandte er sich ihr zu, und bedeutete ihr mit einem Lächeln und einer Geste mit der Hand, näher zu kommen. Zögerlich kam sie dieser wortlosen Aufforderung nach, und ergriff dann seine ausgestreckte Hand, woraufhin er sie näher an sich heranzog, und mit einem tiefen Blick in ihre Augen betrachtete. Sie fühlte sich, als schmelze sie dahin. Dann küssten sie sich.

Noch schwankend auf den Beinen wurde ihr aufgeholfen. Instinktiv hielt sie sich an der Person fest, und blickte zu ihr auf. Mit einem Mal wusste sie, wer der Mann in dem herbstlichen Wald war. Genau der, der hier vor ihr stand, Vincent Nephilim. Nur wer war dieses Mädchen gewesen? Am Rande bemerkte sie, dass auch Darius Malon sich wieder erhob vom Waldboden, auf dem er gelegen hatte. Sie fühlte sich immer noch benommen, und folgte den beiden dann in die Stadt der Elben unweit entfernt.

Die nächsten Tage verbrachte sie in Eryn Lasgalen. Mehrmals wurde nach ihr geschaut, und ein elbischer Heiler untersuchte ihre verheilte Kopfverletzung, und stellte allerhand Fragen zu ihrer Vergangenheit. Mit Unbehagen stellte Moira fest, dass sie sich an nichts mehr erinnern konnte, was vor ihrer Ankunft in Arnor geschehen war. Es war alles wie von einem Nebeldunst verschluckt. Es fühlte sich an, als wäre ihr das Fundament unter den Füßen weggerissen worden. Andererseits hatte es auch etwas Befreiendes, ein Leben ohne Ballast der Vergangenheit, den man sonst mit sich herum trug. Es blieb ihr also nichts, als sich mit dieser neuen Situation abzufinden, und das Beste daraus zu machen. Immerhin meinte der Elbenheiler, es gäbe die Möglichkeit, dass ihre Erinnerung mit der Zeit von selbst wiederkehre - dies sei aber selbst mit Elbenmagie nicht zu beeinflussen.

Als Moira begleitet von zwei Elbenwächtern nach Arymor zurückkehrte, erinnerte sie sich wieder daran, dass sie sich beim Kaiser für ihr Verhalten am Tag des Trollangriffs entschuldigen sollte. Wie durch Zufall traf sie ihn vor dem Eingang zum Palast, wie er mit zwei Wachen sprach. Mit Scham und Reue entschuldigte sie sich zum einen dafür, dass sie ihn im Thronsaal einfach stehen gelassen hatte, und schluchzend weggelaufen war. Es war nur ein kleiner Auslöser gewesen. Es war sein Gesichtsausdruck, als er sie bat, noch einmal eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht zu streichen, wie sie es im Gespräch kurz zuvor unbewusst getan hatte. Mit einem mal überkam sie das Gefühl, dass er dies nur von ihr wünschte, weil es ihn an seine ehemalige Frau erinnerte. Warum auch sonst sollte er es sich von ihr wünschen? Ja, sie sah verflucht nochmal wie sie aus... aber sie wollte nicht für etwas gemocht, respektiert oder gar geliebt werden, nur weil ihre Zwillingsschwester dies immer getan hatte. Sie war Moira, und sie wollte als Moira geachtet werden - nicht als eine unperfekte Kopie von Grit Marie Parcelees. Niemals würde sie in diese Fußspuren passen, die sie hinterlassen hatte, niemals an den Sockel heranreichen, auf den sie von jedem gehoben worden war. Und sie wollte verdammt nochmal nicht immer daran erinnert werden, dass sie so vieles gemeinsam hätten. Und ganz besonders nicht von ihm.
Mit nicht ganz so viel Wut und Trauer erklärte sie ihm das Gefühl, dass seine Bitte in ihr hervorgerufen hatte, und dass dies sie verletzt hatte. Der Kaiser bedauerte, dass sie dieses Gefühl gehabt hatte. Er verneinte, dass es sie an die ehemalige Kaiserin erinnert hätte. Diese hätte sich eine Haarsträhne immer aus dem Gesicht gepustet, nicht gestrichen. Außerdem habe er mit der Vergangenheit abgeschlossen. Er habe Moira nur darum gebeten, um einen besseren Blick auf ihre schönen Augen zu haben. Moira konnte darauf nichts erwidern, sie fühlte sich zum einen erleichtert, dass sich ihre Ahnung nicht bestätigte, und zum anderen geschmeichelt über sein Kompliment. Und sie wollte es vor allem gerne glauben.
Als zweites entschuldigte sie sich dafür, ihn geduzt zu haben nach dem Trollangriff. Sie wusste jetzt wieder, dass sich das nicht geziemte, aber zu dem Zeitpunkt habe sie ihn in ihrer Verwirrung falsch eingeschätzt. Mit einer weiteren Erleichterung vernahm sie, dass ihr dies verziehen sei, und vor allem, dass er nicht nachbohrte, als was sie ihn in dem Moment denn eingeschätzt hatte. Der Traum über den Kuss, den sie zu dem Moment als eine Erinnerung angesehen hatte, wollte sie für sich behalten. Eines aber war ihr mittlerweile bewusst geworden - sie fühlte sich fast magisch zu Vincent Nephilim hingezogen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSa Jun 09, 2012 10:19 am

Ein Maskenball - wie aufregend! Moira wusste nicht, ob sie schon mal einem beigewohnt hatte, stellte es sich allerdings toll vor, ein edles Kleid, eine Perücke und eine Maske zu tragen, und die Stimme zu verstellen, um nicht sofort erkannt zu werden. Und noch spannender wäre es ja, nicht zu wissen, mit wem man das Tanzbein schwingt oder sich unterhält. Und zur Krönung des Abends würde dann noch das schönste Kostüm gewählt, und so ein Ballkönig und eine Ballkönigin gewählt. Wer das wohl sein mochte? Moira kicherte vergnügt bei der Vorstellung daran. Während ihres Spaziergangs nach dem lockeren Beisammensein in der Kantine mit Gilthoniél Tavaron und Vincent Nephilim kreisten ihre Gedanken um die Organisation eines solchen Balles, welche ihr durch den Kaiser aufgetragen wurde. Das Motto sollte "Beflügelt" sein, oder vielleicht doch "Wesen der Lüfte"? Moira überlegte, wie sie einen entsprechenden Aushang verfassen würde. Natürlich würde dieser Ball nur dann stattfinden, wenn Cassius von Schwarz wieder sicher zu Ihnen zurückgekehrt war, und zum Ritter geschlagen worden war. Das wären gleich zwei gute Gründe für ein Fest. Und die Masken erlaubten auch mal, dass alle sich ungezwungen amüsieren konnten - selbst jene, die allzusehr immer durch ihre Verpflichtungen zurück stecken mussten. Moira war zuversichtlich, entgegen der genannten Bedenken Gilthoniéls, dass ein solcher Maskenball keine Gefahr bedeutete. Denn selbst falls sich ein Meuchler unter das Volk mischen sollte - was nahezu unmöglich sein dürfte, wenn das Fest auf dem Boden Arymors stattfand - wüsste er kaum, wen es zu meucheln gäbe, natürlich vorausgesetzt, jeder verkleidete sich bestmöglich. Außerdem könnte die Garde des Kaisers ja Kontrollen durchführen, dass niemand mit einer Waffe das Fest beträte.
Moira blickte sich bei ihrem Spaziergang durch die Stadt um. Welcher Ort wäre geeignet für ein solches Fest? Vor allem welcher Raum wäre groß genug? Die Halle der Helden? Der Thronsaal? Oder sollte man doch draußen feiern? Dann wäre man aber von gutem Wetter abhängig. Nachdenklich blieb sie im noch ländlichsten Teil der Stadt stehen, als ihr Blick auf eine Scheune fiel. Das wäre noch eine Möglichkeit - sofern niemand etwas gegen den Geruch von Heu hatte. Ein weiterer Gedanke keimte in ihr auf: Jeder musste sich einen Pseudonymnamen zulegen für jenen Abend. So würde man dort bis zur Demaskierung angesprochen werden. Lord Silberblick oder Lady Grünschimmel zum Beispiel. Moira kicherte erneut vergnügt. Was für ein Spaß!
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeMo Jun 18, 2012 9:04 am

Moira war an diesem Morgen früh aufgewacht. So früh, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war. Nur weit entfernt am Firmament konnte man einen leichten Schimmer erkennen, die Ankündigung, dass der Morgen bald grauen würde. Ein weiteres Umherwälzen im Bett machte keinen Zweck, sie war hellwach. Also entschied sie, einen kleinen Ausritt durch die noch schlafende Stadt zu unternehmen. Ihre schwarze Stute Seraphin freute sich, sie zu sehen, und ließ sich ohne Probleme von der Koppel entführen. Diese Zeit des Tages war die Beste, um klare Gedanken zu fassen. An einem Lagerfeuer im Süden der Stadt stieg sie vom Pferd, und setzte sich mit Blick gen Osten auf eine Bank.

In den vergangenen Tagen war es ruhig gewesen in und um Arnor. Obwohl noch immer die Entführung des Cassius von Schwarz in der Luft lag, versuchten alle, sich zumindest es nicht anmerken zu lassen, dass sie sich um ihn sorgten. Angeblich sei es ja völlig selbstverständlich, dass man ihn befreien würde, und anschließend groß feierte. So überzeugt war Moira davon mittlerweile jedoch nicht mehr. Die Euphorie, von der sie sich hatte anstecken lassen, war mittlerweile gedämpft worden. Bald waren die drei Wochen vorbei, und man hatte noch immer keine Spur von diese Lady Helena von Morenore, die im Austausch für Cassius' Leben verlangt wurde.
Moira musste lächeln. Eigentlich war ihr der ewige Knappe in manchen Dingen recht ähnlich. Sie war auch keine geborene Adlige, zumindest wurde sie nicht so erzogen, das wusste sie. Ihre Art war einfach, geerdet, direkt, aber ehrlich. Manchmal war es ihr am Hofe zuviel - dieses Reden um den heißen Brei, um ja niemandes Stolz oder Gefühle zu verletzen. Sie war der Auffassung, dass man dadurch oft mehr kaputt machte, oder aber nie zum Ziel kam.

Moira lachte tonlos. Nun, so ganz treu war sie ihrer eigenen Linie ja nicht gerade. Es war wirklich einfach, andere zu analysieren, und ihnen Ratschläge zu geben, anstatt den gleichen Rat für sich selbst zu beherzigen. So hatte sie Gilthoniél den Rat gegeben, mit Darius über ihre Gefühle zu sprechen. Sie wusste allerdings, dass es für ihn keine Überraschung sein würde. Er hatte Moira ja an einem Abend im gehängten Mann bereits gesagt, dass er wusste, dass Gilthoniél mehr für ihn empfand. Auch wenn er selbst nicht durchblicken ließ, wie er selbst zu ihr stand, war zumindest Vincent Nephilim der Meinung, er würde ihre Gefühle erwidern, nur dass er es sich nicht eingestand.
Witzig, dachte Moira. Alle anderen scheinen immer genau zu erkennen, was jemand fühlte - nur man selber nicht. Beide, Gilthoniél und Darius waren davon überzeugt, dass der Kaiser in Moira verliebt war - es sich aber auch nicht eingestehen wollte.

Moira seufzte. Sie wünschte sich Gewissheit. Zwar hatten Vincent und sie mehrfach zusammen gefrühstückt, und so auch mal einige private Worte gewechselt, aber trotzdem war da irgendwie immer diese Barriere zwischen ihnen. Er war nunmal der Herrscher eines Landes. Er war nie wirklich allein, und immer unter Beobachtung. Und obwohl er sagte, er würde ihr vertrauen, und sie bat, dieses Vertrauen nicht auszunutzen - und ihr stets Komplimente machte, sie würde mit ihrer Art jeden Raum erhellen - hatte sie Zweifel, ob er wirklich annähernd etwas wie Liebe für sie empfand. Immerhin war er ein sehr guter Redner, er wusste, was Frauen gerne hörten.

Und sie selbst? Ja, ihre Gedanken kreisten täglich um ihn. Heimlich zeichnete sie sein Gesicht in ihr Notizbuch, riss anschließend die Seiten heraus, und versteckte sie unter ihrem Kissen. Der Traum vom Kuss, den sie während ihrer Bewusstlosigkeit nach dem Trollangriff hatte, ließ sie seither nicht mehr los. Sie wollte es niemandem sagen, aber wenn sie gut gelaunt durch den Tag schritt, hatte das meist damit zu tun, dass sie einen vergleichbaren Traum in der Nacht gehabt hatte.
Aber sie wollte auch realistisch sein. Was für ein Leben hätte sie zu erwarten, wenn sie wirklich seine Gefährtin wäre? Sie merkte ja so schon, dass er kaum Zeit hatte, sein Frühstück aufzuessen, weil schon wieder irgendetwas Dienstliches anstand. Wie würde er dann genug Zeit für eine Partnerin aufbringen können? Es mochte für viele Frauen ein Traum sein, die Gefährtin eines Herrschers zu sein, aber Moiras Traum war das nicht. Was brachte es schon, wenn man sich jeden Wunsch erfüllen lassen konnte, wenn man doch das höchste Gut dafür eintauschen musste - die Freiheit? Die Freiheit, zu tun und zu lassen, was man wollte - ohne Rücksicht darauf, was andere von einem halten mochten. Mal über die Stränge schlagen, oder einfach mal öffentlich zu weinen - einfach nicht perfekt, sondern menschlich zu sein. Das war es, was sie bisher davon abhielt, offen ihm gegenüber ihre Gefühle zu äußern. Außerdem wollte sie nicht wie eine solche Person erscheinen, die es nur auf seinen Status, seine Macht oder sein Gold abgesehen hatte. Sie wünschte sich, mit ihm zusammen zu sein, ohne all das. Einfach nur zwei Personen, die sich liebten. Und sie hoffte, ihm ginge es genauso.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeMo Jun 18, 2012 11:05 pm

Plötzlich hörte sie sich näherndes Hufgetrappel, welches sie aus ihren Gedanken riss. Sie lächelte, als sie Vincent Nephilim erkannte. Er konnte wohl auch nicht mehr schlafen, meinte er, und dachte ebenso, ein kleiner Ausritt würde ihm guttun. Moira musste innerlich grinsen. Entweder sie waren sich ähnlicher, als sie dachte, oder er spionierte ihr hinterher. Letzteres glaubte sie aber weniger, zumal er ja gesagt hatte, er würde ihr vertrauen. Aber die Möglichkeit hätte er gewiss. Er könnte sich des Nachts sogar in ihr Zimmer schleichen, und dort sogar verweilen, bis sie aufgewacht war, ohne dass sie ihn bemerken würde - seine Fähigkeit, sich im Schatten zu verbergen war nunmal weit mehr ausgeprägt, als ihre eigene.

Wieder sprachen sie über alles Mögliche. Die Abneigung zum Blutvergießen, der Wunsch, Frieden zu stiften, mögliche hinterhältige Taktiken des Zepharius. Hier bat er Moira, doch ein wenig die neue Erzmagierin Obsidia im Auge zu behalten - und Zeit mit ihr zu verbringen. Zwar kannten Vincent, Darius und Lyonas die Frau noch aus einer anderen Welt, in der sie gemeinsam für ein Ziel gekämpft hatten - aber es waren doch Zweifel da, ob sie die war, für die sie sich ausgab. Moira hatte zwar eine gewisse Abneigung gegen Magier, da diese ihrer Meinung nach unberechenbar und meist nur nach Macht strebend waren, jedoch willigte sie ein. Diese Aufgabe war ihr weit lieber, als in den Kampf zu ziehen. Und wer weiß, vielleicht waren ja auch alle Vorsicht und Zweifel unbegründet.

Da es sie in der vergangenen Zeit immer wieder beschäftigt hatte, fasste Moira sich schließlich ein Herz, und fragte den Kaiser, ob ihm das kleine Mädchen mit den roten Locken aus ihrem Traum bekannt vorkam. Auf die Frage, warum, erzählte sie ihm den Teil des Traumes, in dem er das Mädchen lachend hochhob und herum wirbelte. Mehr musste er nicht wissen. Zu ihrer Enttäuschung sagte das Mädchen ihm gar nichts. Allerdings meinte er, es gäbe im Angesicht des Todes oft Visionen der Zukunft. Ob dieser Traum wirklich eine Zukunftsvision sein könnte? Und das Mädchen möglicherweise einst eine gemeinsame Tochter sein könnte? Moira bemerkte, wie sich ihre Wangen röteten, und sie blickte weg. Dies blieb nicht unbemerkt, und er bohrte nach, was sie an dem Traum denn noch verlegen machen würde. Rasch überlegte sie sich eine Ausrede, es wäre ihr peinlich, dass sie von ihm geträumt habe. Glücklicherweise schien er die Notlüge zu schlucken, bat sie jedoch, wenn sie wieder von ihm träume, es ihm zu erzählen. Bestimmt nicht, dachte Moira insgeheim - zumindest nicht die Art von Träumen, die sie tatsächlich hatte; lächelte aber und stimmte dem zu.

Mittlerweile war die Sonne aufgegangen, der fast magische Moment des Übergangs von Nacht zu Tag war vergangen. Vincent Nephilim verabschiedete sich, dass er an den Hof zurück kehren musste, und auch Moiras Magen begann langsam zu knurren. Nachdenklich über alles Gesagte stieg sie wieder auf den Rücken von Seraphin, und ritt ebenfalls in einigem Abstand zurück Richtung Palast.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeDo Jun 21, 2012 7:14 am

Moira lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen rücklings auf ihrer Matratze in ihrem Zimmer und ließ mit einem seligen Lächeln den Tag Revue passieren. Es war endlich raus, wenngleich auch nicht so, wie sie sich den Moment der Offenbarung vorgestellt und erhofft hatte. Aber wann kam im Leben schon etwas genau so, wie man es sich ausgemalt hatte? Nun war sie sich auch sicher, dass ihre Gefühle nicht nur einseitig waren. Sie hatte den redegewandten Kaiser doch tatsächlich seiner Sprache beraubt, und das nur mit einer einzigen Berührung.

Moira drehte sich auf die Seite, und umarmte verträumt ihr Kissen. Der Tag hatte so harmlos begonnen - mit trocken gewordenem Brot aus der Kantine fütterte sie die Enten am Stadtgraben, als der Kaiser sie, als auch den General, der endlich aus der Klamm zurückgekehrt war, zu sich bestellte. Auch die Heermeisterin Tavaron gesellte sich zu ihnen, und der Kaiser offerierte ihnen den Plan, am nächsten Freitag eine Gruppe um Darius Malon in den Totensumpf zu schicken, um Cassius zu finden. Der General war außer sich, warum man so lange noch warten wolle - und seine Worte sprühten über von Rache und Hass gegenüber den Entführern. Er wollte am liebsten sofort los, doch Vincent Nephilim gab ihm den Befehl, zu warten - und vorher einen klaren Kopf zu bekommen, indem er ausruhen sollte. Was dann zwischen den beiden gesprochen wurde, entzog sich ihrer Kenntnis, denn Darius bat ihn um ein Gespräch unter vier Augen.
Danach, als man sich zu viert an der Koppel wieder traf, um einen friedlichen Ausflug zu den Silmarilfällen zu unternehmen, war Darius fast wie ausgewechselt. Mit einem Lächeln sah Moira, wie er Gilthoniél sogar kurz umarmte. Moira hatte rasch, als der Plan aufkam, einen Ausflug zu machen, Krinesa in der Kantine aufgesucht und gebeten, für vier Personen einen Picknickkorb zusammenzustellen. Eine gute Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte.

An den wirklich beeindruckenden Wasserfällen angekommen, nahmen die Vier ungezwungen im Gras Platz. Moira begann sogleich, den Korb auszuräumen. Der Inhalt ließ allen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Von herzhaftem Käse, Schinken und Brot, über süße Früchte, hin zu zwei Weinflaschen und einem frischen Sckokoladenkuchen war für jeden Geschmack etwas dabei. Während man so schlemmte, gab der Kaiser ein paar Geschichten aus einer Welt zum Besten, in der sowohl er, Darius Malon, die ehemalige Kaiserin, Lyonas Avendior, Cassius von Schwarz, Obsidia und ein Wulfric verweilt hatten, ehe sie nach Mittelerde gelangten. Immer wieder machte Vincent Nephilim in seinen Erklärungen schmeichelnde oder bewundernde Anspielungen in Moiras Richtung. So lobte er den Kuchen, und meinte, die Bäckerin einer solchen Köstlichkeit müsse man einfach heiraten - zu Moiras Vergnügen klärte sie ihn dann aber darüber auf, dass es zwar ihr Rezept sei, aber Krinesa ihn gebacken habe. Auch müssen man den, der diesen köstlichen Kuchen ablehne, den Hintern versohlen - auf Moiras Weigerung hin, sein gehälftetes Kuchenstück anzunehmen, dass ihm doch offenbar so gut schmeckte. Und nicht vergessen sollte auch sein Beispiel dafür sein, welche Unterschiede es gäbe, mit Gewalt zu bekommen, was man wolle - auf die gute oder die schlechte Art. Die schlechte wäre demnach, wenn er Moira festhalten und ihr einen Kuss stehlen würde. Die gute sei, z.B. eine Wette abzuschließen, und der Gewinner dürfe den anderen küssen - sozusagen ein gutes Ende für beide. Moira schmunzelte, und bedauerte, nicht noch die Frage angebracht zu haben, was denn wäre, wenn einer Mundgeruch habe - dann hätte wohl nur einer einen Vorteil am Ende - bzw. es gäbe einen fahlen Beigeschmack.

Doch das war nicht, was ihr Sicherheit gab, was er für sie empfinden mochte. Letzten Endes kam das Thema Liebe zur Sprache. Es entbrannte eine angeregte Diskussion. Insbesondere sie und Vincent versuchten Darius davon zu überzeugen, dass die Liebe jedes Risiko, möglicherweise verletzt zu werden, wert sei. Gilthoniél war während der ganzen Diskussion eher ruhig - es nahm sie sichtlich mit, dass Darius sich gegen die Vorstellung zu lieben sperrte, weil man dadurch schwach und angreifbar würde, und damit verletzt werden konnte.
Da fragte Darius Moira ganz direkt, ob sie denn wagte, eine Liebe zuzugeben - vermutlich, um seine Argumetation zu untermauern, dass auch sie Angst davor habe, diese Schwäche offen zu legen, und sich angreifbar zu machen. Moira nahm allen Mut zusammen, und meinte, dass sie sich ihrer liebenden Gefühle bewusst sei. Dann sah sie mit laut pochendem Herz und hochrotem Kopf kurz zu Vincent, und senkte den Blick. Er konnte wohl eins und eins zusammenzählen, und fragte nochmal nach, ob sie ihren Kopf ihm gegenüber in dieser Situation auch gesenkt hätte, wenn er denn nicht der Kaiser wäre. Sie konnte ihn nicht anlügen, und nickte nur. Mit einem Mal fühlte sie sich hundselend. Ja, Darius hatte Recht. Was war, wenn alle Anspielungen des Kaisers nur eine Neckerei waren, und er ihr Gefühl nicht erwiderte?
Rasch erhob sie sich unter dem gestammelten Vorwand, noch ein paar Aushänge vorbereiten zu müssen. Sie wollte nur schnell weg, flüchten vor der nun unerträglich wirkenden Stille in der Luft. Doch Vincent Nephilim eilte ihr nach und versperrte ihr den Weg, als sie auf den Sattel ihrer Stute steigen wollte. Was wollte er noch von ihr hören? Was sollte sie jetzt noch sagen? dachte sie, und ertappte sich dabei, wie sie die Worte laut aussprach. Offenbar geknickt, dass sie möglicherweise alles nur gesagt hatte, um ihm gefällig zu sein, wandte er sich ab. Moira hätte sich selbst ohrfeigen können. "Ich bin wirklich froh, dass es endlich raus ist" meinte sie mit unsicherem Lächeln. "Und ich habe es schon eine Weile gewusst" erwiderte er. "Und was nun? Wie geht es weiter?" meinte Moira "Übrigens ihr habt da im Mundwinkel noch Schokolade vom Kuchen". "Wo? Könnt ihr mir behilflich sein?" fragte er zurück, und sie ging lächelnd auf ihn zu, legte ihre Hand auf seine Wange, und strich sanft die Schokolade mit dem Daumen weg. Der Blick, den die beiden austauschten war wie in ihrem Traum, als sie das Gefühl hatte dahinzuschmelzen. Hätte er noch länger angedauert, wäre es womöglich auch zu einem Kuss gekommen. Stattdessen wandt er sich stammelnd ab. Schlimmer als sie in seiner Gegenwart sonst gestottert hatte, brachte er keinen ganzen Satz mehr zusammen. Und das bei dem wortgewandtetsten Mann, den sie kannte. Das war der Moment, als sie wusste, dass er ebenso empfand für sie. Lächelnd sah sie ihm nach, wie er sich auf den Rücken von Aranzabel schwang, und sich knapp verabschiedete, und davon preschte.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeMo Jun 25, 2012 6:36 am

Moira schlummerte in der Bibliothek Eryn Lasgalens über einem dicken Wälzer mit gesammelten Gedichten vor sich hin. Die Anstrengung, in den Totensumpf aufgebrochen zu sein, schien sich nun in Erschöpfung zu manifestieren.
Sanft legte sich eine Hand auf ihre Schulter, und weckte sie. Vor ihr stand der Elb Cael, der sich entschuldigte, falls er sie erschreckt habe. Er meinte, genau an jenem Stuhl am Feuer mit ebensolchen Gedichten würde auch oft der Kaiser sitzen und lesen. Moira lächelte überrascht. Dass er Gedichte las, war ihr ja bekannt, und da die meisten Bände in der elbischen Bücherei etweder in elbisch verfasst, oder schwere Lektüren waren, war ihre Wahl ebenso auf den Band mit den Gedichten gefallen. Aber dass sie sich von allen Leseplätzen ausgerechnet den selben aussuchte...
Cael berichtete ihr, dass Cassius in Kürze wieder vollständig genesen sei. Man wolle ihn nur etwas länger unter Beobachtung in Eryn Lasgalen behalten, um eine eventuell noch wirkende schwarze Magie auszuschließen. Moira war erleichtert, und hoffte, dass damit alles wieder in Ordnung wäre. Doch Cael wirkte beunruhigt. Insbesondere wegen dem Grund der Entführung, deutete er an, dass Arnor einer großen Bedrohung gegenüber stünde. Moira verstand nicht, worauf er hinaus wollte, also führte er seine Gedanken weiter aus. Zepharius würde alles unternehmen, um zu verhindern, dass die Blutlinie der Nephilim fortgesetzt würde. So hatte er einst die Kaiserin gefangen und sie ihrer Erinnerungen beraubt, so dass sie selbst ihren Mann nicht wiedererkannte - und die Chance einen Thronfolger zu gebären versiegte. Und die Verkündungen der letzten Tage, die Moira im Auftrag des Kaisers durchführten, indizierten, dass Cassius ein aufstrebender Ritter wie jeder andere sei, und nicht mehr. Hätte der Kaiser diese Hinweise nicht gestreut, wäre Zepharius vielleicht zu dem Schluss gekommen, den Sohn des Kaisers erwischt zu haben - was mit Sicherheit seinen Tod bedeutet hätte. Und vielleicht wäre da auch etwas Wahres dran. Moira war überrascht, waren doch all ihre Gefährten mittlerweile davon überzeugt, dass Cassius Darius' Sohn sei, insbesondere nach den undurchdringlichen Worten des wirren Magiers Zapnello. Oder bezogen sich dessen Worte "Darius habe doch bereits gefunden, was er suchte" auf etwas ganz anderes?
Moira verstand nicht, warum Zepharius überhaupt die wichtigsten Menschen des Reiches gefangen nahm, folterte, und sie letzten Endes nicht tötete. Was sollte dies bringen? Wäre es nicht sicherer, einen Feind zu töten, wenn man es konnte? Oder war es eine sadistische Ader des Hexers, durch das Überleben der Untertanen Arnors mit Narben an Körper und Seele, den Feind zermürben zu wollen? Und wäre ein Tod nicht ebenso zermürbend? Sie sprach diesen Gedanken jedoch nicht aus, wer könnte schon in das kranke Hirn dieses Hexers blicken, und verstehen, warum er etwas tat und etwas anderes nicht.

Moira beschloss, wenn sie wieder die Gelegenheit hätte, den Kaiser in einem privaten Gespräch zu fragen, ob er Darius absichtlich nicht in seine Vermutung eingeweiht habe, dass Cassius tatsächlich sein eigener Sohn sein könnte. Denn was ist glaubwürdiger, als ein vor Zorn wild gewordener Vater, der sein eigen Fleisch und Blut beschützen wollte? Blut war nunmal dicker als Wasser. Moira erinnerte sich an die Worte des Kaisers, dass die Belange des Reiches und des Volkes immer auch über den eigenen, oder denen der nahestehendsten Personen stehen mussten. Zu dem Zeitpunkt dachte sie, dass er damit eine Todesmission meinen könnte, die vielleicht nur die Besten - seine Vertrauten - zum Erfolg führen könnten. Nicht, dass er möglicherweise die Gefühle seiner Freunde missbrauchte, um einen potentiellen Thronerben zu beschützen. Da fielen ihr auch wieder seine Worte ein, dass er Cassius ihr nicht nur zu ihrem Schutz zugeteilt hatte, sondern auch zu dem Zweck, dass Moira ihn beschützte. Langsam gab dies alles einen Sinn.

Moira fragte Cael, ob man nicht einfach mit Arnors Erbe herausfinden könne, ob man mit Vincent verwandt sei. Leider war es nicht so einfach; wie kaum eine Angelegenheit in Arnor. Niemand, außer dem Kaiser selbst, könne das Schwert führen. Seit es in ihm den wahren Erben Arnors erkannt habe, könne niemand mehr, selbst nicht mehr unter Schmerzen wie einst Darius, es heben. Und jeder Versuch könnte in unsäglich quälenden Albträumen enden. Erst nach Vincents Tod könne wieder jemand aus seiner Ahnenlinie der neue Träger des Schwertes werden.

Da erzählte Cael die Geschichte der Nephilim. Einst gab es göttliche Wesen, die auf die Welt kamen, und mit menschlichen Frauen Nachkommen zeugten - die Nephilim. Diese seien durch ein langsameres Altern gesegnet, und jeder mit einer besonderen Gabe, die unterschiedlich war. Moira grübelte, was Vincents besondere Gabe sein könnte? Sein blendendes Aussehen, seine Fähigkeit, andere zu führen, seine Redegewandtheit, oder seine Fähigkeit, mit den Schatten zu verschmelzen?
Mit einem mal wurde ihr aber auch bewusst, dass sie selbst nicht gesegnet war - nicht durch ein elbisches Erbe, noch durch ein göttliches. Falls sie seine Gefährtin werden sollte, würde sie mit der Zeit altern und sterben, und er sähe immer noch blendend jung aus. Und irgendwann würde er wieder eine neue Liebe finden, und sie vergessen.

Moira fragte Cael, ob es eine Verbindung gäbe zwischen den Kindern Arnors, die einst fortgeschickt wurden und den Nephilim. Er bestätigte dies. Offenbar war dies Teil einer Verwirrungstaktik, damit niemand wusste, welches der Kinder ein Nephilim war. Und er bestätigte ihren Gedanken, dass im Laufe der Jahre sich möglicherweise auch Namensänderungen ergaben - man heute also einen Verwandten der Nephilim kaum nur am Namen noch erkennen könnte.

Dann ließ Cael sie mit ihren Gedanken allein, er hatte ihr wirklich viel zu denken gegeben. So saß sie in der Bibliothek und starrte grübelnd ins Kaminfeuer, bis Gilthoniél sie aus ihren Gedanken riss.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSa Jun 30, 2012 1:16 am

Moira summte den ganzen Morgen glücklich vor sich hin. Der Maskenball war ein großer Erfolg gewesen, nicht nur, weil alle Gäste großen Spaß hatten mit Musik, Tanz, Unterhaltung und Wein, sondern auch, weil er am Ende gerade ihr das größte Glücksgefühl schlechthin bescherte: den lang ersehnten Kuss mit Vincent Nephilim - auch wenn sie ihn hatte einfordern müssen als Ausgleich dafür, dass er ihr maskiert beim Tanz auf den Fuß getreten war. Ihre grüblerischen Gedanken der vergangenen Woche, und auch ihre aufkeimende Sorge um ihn, da sie nichts von ihm sah und hörte, waren verflogen. Sie konnte ihm auch nicht böse sein, dass er auf ihre Briefe nicht geantwortet hatte, und sie bis zum Abend des Maskenballs über die Örtlichkeit im Dunkeln gelassen hatte.

Stattdessen tänzelte sie, wie am Vorabend im Palastpark, in ihrem Zimmer, das edle Kleid, dass sie dort getragen hatte, wie einen Tanzpartner in den Armen haltend und herumwirbelnd. Immerzu musste sie daran denken, wie sie gemeinsam getanzt hatten, und am Ende, nach der Demaskierung, er seine Hände auf ihrer Hüfte beim Tanz legte, und sie nah an sich zog. Sie schlang derweil ihre Arme um seinen Hals und so tanzten sie eng umschlungen, so dass sie fast die Welt, und die anderen Tänzer um sich herum vergaßen. Dabei neckten sie sich fast ununterbrochen, wie schon vor der Demaskierung. Sie hatte Vincent erkannt an seiner Art zu sprechen, und zuletzt daran, dass er nur ein halbes Glas Weißwein sich einschenkte, und ihr ein volles. Sie wusste ja, dass er die Kontrolle über sich behalten, und nicht den Geist vernebeln lassen wollte durch Alkohol. Und er meinte, er habe sie am Duft ihrer Haare erkannt.

Während des Tanzes erzählte er ihr dann von dem Ergebnis von Nachforschungen, die er über ihre Geburtsfamilie, die Parcelees, angestellt hatte. Demnach stammte ihre Familie von Elben ab, und sie könne sich also auf ein langes Leben am Hofe einrichten, falls sie es wünschte. Moira wusste im ersten Moment nichts zu sagen. Sie hatte nie in Erwägung gezogen, dass möglicherweise elbisches Blut in ihren Adern fließen könnte. Immerhin hatte sie keine spitzen Ohren. Und abgesehen davon, dass bis auf ihr langes und dichtes Haupthaar, ihre sanft geschwungenen Augenbrauen und ihre Wimpern, nahezu kein Haar ihren Körper bedeckte, hätte sie keinen Anhaltspunkt dafür gesehen. Ein hübsches Gesicht hatten viele, ebenso wie eine gute Körperbeherrschung und Gelenkigkeit. Diese Nachricht gab ihr einen weiteren Grund zu lächeln. Sie war für jeden zusätzlichen Moment dankbar, den sie mit dem Kaiser verbringen konnte.

Doch nicht nur sie hatte an diesem Abend viele Gründe zu lächeln. Auch Darius und Gilthoniél waren ein unzertrennliches Paar, ebenso wie der Fürst Lyonas, der überglücklich mit seiner Verlobten Melyana tanzte. Soweit sie wusste, hatte diese bis vor kurzem das Bett hüten müssen wegen einer Krankheit. Daher war sie Moira bisher noch nicht bekannt gewesen.
Einzig die Magierin Obsidia blieb am Ende allein. Doch schien es sie nicht besonders zu stören. Sie hatte sich dann auf leisen Sohlen nach der Demaskierung davon gemacht - vielleicht hatte sie geahnt, dass die Pärchen nun unter sich sein wollten - oder zumindest, keine Augen mehr für jemand anderen haben würden, als für ihr Gegenüber.

Moira stülpte einer der Rüstungsständer behutsam das Ballkleid über, und lächelte zufrieden. Dann griff sie unter ihr Kissen und zog eine ihrer Kohlestiftzeichnugen vom Gesicht Vincents hervor, und strich sacht darüber. Für das Zeichnen hatte sie offenbar ein Talent. Dann faltete sie es in der Mitte, und schob es sich in eine Tasche ihres Kleides. Wieder eine Melodie summend, diesmal jene vom letzten Tanz am Vorabend, verließ sie sodann ihr Quartier, um den Palastpark in diesen frühen Morgenstunden nochmals aufzusuchen, und dort in dem kleinen See zu schwimmen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeMi Jul 04, 2012 5:36 am

Noch reichlich müde wachte Moira auf. Obwohl sie über 8 Stunden im Bett gelegen hatte, fühlte sie sich keineswegs ausgeruht. Dies mochte daran gelegen haben, dass der Traum, den sie hatte, offenbar mehr war als ein Traum oder eine vergessene Erinnerung. Nein, es war eine Vision aus der Vergangenheit - aus einer Zeit vor Moiras Geburt. Obwohl Moira übermüdet war, war sie überglücklich, nun die Erkenntnis zu haben, was Zappnellos Worte in Bezug auf sie selbst bedeuteten - und wenigstens auf diese Weise einmal die Gelegenheit gehabt zu haben, ihre wahren Eltern zu sehen.

Sie überlegte gerade, wem sie davon als erstes erzählen sollte, als plötzlich die Glocken Arymors geläutet wurden. Aufgeregt, dass dies womöglich einen Angriff auf die Stadt, oder gar Schlimmeres bedeuten könnte, zog sie sich mehr schlecht als recht in Eile ihre Amtsuniform an, und eilte aus dem Palast. Die Wachen wollten keine Auskunft geben, als einer der Leibwächter des Kaisers, gefolgt von Darius Malon und Gilthoniél Tavaron auf sie zusteuerten. Was los sei fragte Moira den Leibwächter, der nur angab, sie solle sich mit Darius im Thronsaal einfinden. Der Blick auf den General und Gilthoniel ließ sie erschaudern, sie wirkten so, als würden sie zum Henker geführt werden.

Im Thronsaal erfolgte dann die Offenbahrung, was vor sich ging. Darius Malon wurde des Hochverrats angeklagt, auf welchen die Todesstrafe stand. Der Kaiser gewährte ihm jedoch die Möglichkeit, sein Tun zu erklären. So erzählte er, dass Zepharius, wie anscheinend schon einmal zuvor, seinen Geist übernommen hatte, als er voller Wut, Hass und Zorn war über Cassius' Entführung. Zu dieser Zeit gab er den Myrmidonen in der Klamm den Befehl, den Kaiser zu töten. Zu seinem Glück wurde der Befehl letzten Endes nicht ausgeführt, da Zappnello erschienen war, und den besagten Tag rückgängig gemacht hatte - Darius jedoch die Erinnerung an diese Tat ließ.

Darius bereute zutiefst, dass er seine Gefühle nicht hatte kontrollieren können, und so dem dunklen Hexer Macht über sich eingeräumt hatte. Er war bereit, hierfür den Tod zu erfahren.
Moira sah dem Kaiser an, dass ihm seine Entscheidung sichtlich schwer fiel. Fast glaubte sie, dass er mit Arnors Erbe Darius' Leben ein Ende setzen würde. Gilthoniéls Hand wanderte in Anspannung zu ihrem Bogen. Moira bekam dies unterbewusst mit, und war entsetzt. Sie würde doch nicht etwa wagen, Vincent zu töten mit einem Pfeil, wenn er das Urteil eigenhändig vollstrecken würde? Moiras eigene Hand wanderte zu ihrem Kurzschwert. Freundschaft hin oder her, sollte Gil in ihrer blitzschnellen Art einen Pfeil auf Vincent feuern, würde sich Moiras Schwert in diesem Moment in ihr Herz bohren.
Stattdessen entzog der Kaiser dem am Boden Knieenden den Titel des Generals, und ließ ihn auf das Schwert "Arnors Erbe" schwören, dem Land und dem Kaiser bis in den Tod treu ergeben zu sein und zu dienen. Zu spät war es, eine Warnung auszusprechen, die Cael ihr mitgeteilt hatte. Es würde nicht nur der körperliche Schmerz sein, den jemand erfuhr, wenn er das Schwert berührte, nachdem es in der Hand des rechtmäßigen Kaisers lag - sondern unsägliche Albträume würden denjenigen heimsuchen. Moira befürchtete Schlimmes. Was, wenn diese Albträume Darius wieder in die Arme des dunklen Herrschers spielen würde? Schwur hin oder her - diese seelischen Qualen konnten weit schlimmer sein, als die Narben an den Händen, die er nun davon trug.

Nach Darius' Schwur erfolgte jedoch die nächste Überraschung. Offenbar sah der Kaiser ihn nun als geläutert an, und ernannte ihn zum Lord Protektor des Landes Arnor. Er würde der Beschützer des Landes, und im Falle des Ablebens des Kaisers ohne Thronerbe seinen Posten einnehmen. Ein Truchseß also im Fall der Fälle. Moira schwante Unheilvolles. Sollte Zepharius sich ein drittes Mal Darius' bemächtigen, und dieser in diesem Wahn Vincent selbst töten, so würde das Reich gleichsam in seine Hände fallen - in die Hände einer von Zepharius geleiteten Marionette.
Moira begann nun, alles niederzuschreiben, was geschehen war, während der Kaiser meinte, alle dürften sich nun entfernen. War das ein Befehl? Sie war schon im Begriff zu gehen, als Gil sie aufhielt, und ihr zuraunte, zu bleiben - der Kaiser würde sie nun wohl brauchen. Mitfühlend hielt sie inne und sah zu ihm. Er hatte sich auf seinen Thron gesetzt, und seine Stirn auf eine Hand gestützt, so dass man sein Gesicht nicht genau erblicken konnte. Seine Haltung ließ aber vermuten, dass er die gesamte Last der Welt auf seinen Schultern trug in diesem Moment. So blieb Moira als Einzige im Thronsaal regungslos und unschlüssig stehen. Wenn er sie auch nicht mehr hier haben wollte, musste er nur ein Wort sagen, und sie wäre sofort gegangen.

Stattdessen hauchte er, ohne aufzusehen, die Frage in ihre Richtung, ob er das Richtige getan habe. Sie war nicht sicher, ob sie gemeint war. Es war das zweite Mal nun, dass sie ihn zweifelnd erlebt hatte. Es brach ihr fast das Herz, als er aufblickte, und sie um ihre Meinung bat, und auf sie zuging. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie verstand nicht, wie Zepharius Besitz von Darius ergreifen konnte, und warum Vincent den Posten des Heermeisters der Myrmidonen in Darius' Händen als zu gefährlich ansah, andererseits ihm jedoch das ganze Reich anvertraute, sollte ihm etwas zustoßen. Sie konnte in der Situation nicht noch ihre anderen Bedenken äußern, was geschehen würde, wenn Darius nun, möglicherweise auf die zu erwartenden Albträume hin, wieder unfreiwillig Zepharius' Diener würde. Vincent wirkte in diesem Moment so zerbrechlich, eine Zerbrechlichkeit, die sie vielleicht als Einzige wahrzunehmen vermochte.

Er ergriff ihre Hände, und strich eine Haarsträhne liebevoll aus ihrem Gesicht. Er sei so unglaublich glücklich, dass er sie getroffen hatte, beteuerte er. Seit sie da ist, fühle er sich nicht mehr alleine. Dann küssten sie sich. Moira wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Gefühle der ganzen Situation - die Vision während des Schlafs, der drohende Tod Darius' wegen Hochverrats, seine Ernennung zum Lord Protektor, und Vincents Worte jetzt - schienen sie zu übermannen. Dann formten sich doch Worte in ihrem Geist, als er möglicherweise enttäuscht, dass sie nichts ähnliches erwiderte, seine Hände zurückzog. Sie beteuerte, dass sie alles tun wolle, damit er sich gut fühlt. Diese Worte meinte sie aus tiefstem Herzen, und sie küssten sich erneut.
"So kann es nicht weitergehen, das weißt du?" raunte Vincent ihr zu. "Warum nicht?" meinte Moira im Gegenzug. Sie wollte nicht, dass dies endete. Und wenn sie sich heimlich mit ihm treffen müsste, wäre es ihr auch egal - Hauptsache sie könnte bei ihm sein, wenn er sie brauchte. "Ich bin Kaiser dieses Landes - und als Kaiser darf ich nichts ... Geheimes tun". Moira sah ihm in die Augen. Bitte, lass ihn das hier - das zwischen uns - nicht beenden, betete sie in Gedanken. "Wäre es zu verwegen oder unanständig, dich darum zu bitten, dir den Hof machen zu dürfen?" meinte er dann lächelnd, und musterte sie.
Den Hof machen - Moira wusste, dass dies bedeutete, dass er damit das Interesse an einer Beziehung zu ihr bekunden wollte, und gleichsam um ihre Gunst warb. Diese Art der Wortwahl war ihr aber dennoch fremd. Auch wenn sie seit ihrer Ausübung des Amtes der Hofschreiberin als Adelige galt, waren die höfischen Gepflogenheiten ihr immer noch nicht vertraut. Manchmal kam sie sich wie eine Bauersmagd vor, die von nichts eine Ahnung hatte, was Politik oder Aristokratie betraf. Und vielleicht war sie das auch - immerhin lag noch immer fast alles ihrer Vergangenheit im Dunkeln. Das war es auch, was ihr Angst machte. Wie konnte Vincent ihr so bedingungslos vertrauen, wenn er doch nichts über sie wusste - wenn sie ja nicht mal selbst wusste, wer sie war, was geschehen war, und wozu sie fähig war. Der Gedanke, wie sie die Urukhai und Drow mühelos, und in einer Art Rausch der Genugtuung getötet hatte, ließ sie immer wieder an sich selbst zweifeln, ob sie wirklich war, von der sie dachte, dass sie es war. "Hast du dir das auch gut überlegt?" gab sie daher fragend zurück. Vincent lächelte "Aber natürlich. Du weißt doch, ich bin ein Denker." antwortete er ihr. "Also gut, wenn du bereit bist, mit mir meine Überraschungen zu erleben, dann sei es dir gestattet" meinte sie lächelnd. "Du bist eine gute Schauspielerin" meinte er darauf schmunzelnd. "Bin ich das? Ich dachte immer, ich wäre wie ein offenes Buch, dem die ersten Kapitel fehlen." "Ich würde gerne sehen, wie es mit uns weitergeht" meinte Vincent. Moira lächelte "Ich möchte auch gerne wissen, wie das Buch ausgeht", worauf sie sich erneut küssten. Nun war es also offiziell. Der Kaiser machte ihr den Hof - was auch immer das ändern mochte. Moira war alles recht, wenn es bedeutete, so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen zu dürfen.

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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSa Jul 14, 2012 7:58 pm

Die Tage vergingen im wesentlichen ereignislos und zogen sich für Moira in die Länge. Seit der Kaiser mit Cassius und einer elitären Auswahl der Myrmidonen aufgebrochen war, um Arnor zu bereisen und in jedem Winkel des Landes Flagge zu zeigen, war es still geworden in Arymor. Moira wusste erst gar nicht, dass der Kaiser diese Reise antreten würde. Erst durch Gilthoniél erfuhr sie davon. Sie war enttäuscht, dass sie es als Hofschreiberin scheinbar als Letzte erfuhr, und machte sich gleichsam Sorgen um das Wohl des Kaisers. Sicher, er hatte die besten seiner Leute um sich geschart, und Zepharius hatte es nie gewagt, ihn direkt anzugreifen, seit er Arymors Erbe mit sich trug, und dennoch: die Ungewissheit bereitete Moira ein mulmiges Gefühl im Magen.

Eigentlich hätte sie sich vielmehr um sich selbst sorgen müssen. Denn ohne Kaiser und die besten Krieger des Landes, und einem Lord Protector, der schon zweimal Zepharius geistig erlegen war, wäre eigentlich Arymor ein gutes Ziel für einen Angriff gewesen. Doch alles blieb ruhig, fast schon ungewöhnlich ruhig, wie Moira fand. Man hörte nichts von irgendwelchen Portalen die wieder aufgetaucht seien, und auch sonst schien alles seine gewohnten Gänge zu gehen. Ein Grund auch, weshalb ihr oft langweilig war. Keine besonderen Ereignisse bedeuteten auch keine Arbeit für einen Hofschreiber.

Sie vertrieb sich die Zeit letztlich mit vielerlei Dingen, die ihr mal mehr oder weniger gut über ihre sorgenvollen Gedanken um Vincent hinweg halfen. Sie half in der Kantine aus mit Backen und Kochen, sie ging schwimmen am Kap Arnor, zeichnete stundenlang im Palastpark vor sich hin, genoss die friedliche Stille im Hain des Tharnas, ritt mit Seraphin aus, und verbrachte viel Zeit mit Gilthoniél. Zuletzt zeigte diese ihr die Ebene von Enedwaith, einst ein Schlachtfeld mit vielen Toten, heute eine Zufluchtstätte für eine Herde Wild, insbesondere Rehe und Hirsche. Es war schön anzusehen, wie ein solch trostloser Ort wieder mit neuem Leben erfüllt wurde. Es fiel Moira schwer, obwohl sie mit Gilthoniel durch die Herde schlich, nicht die süßen Kitze zu streicheln, wenn sie nur wenige Handbreit entfernt an ihnen vorüber liefen.
Moira fühlte sich mehr und mehr in Arnor zu Hause. Nicht nur, weil sie sich an kein anderes Zuhause erinnern konnte, sondern weil das Land wirklich viele schöne Ecken hatte, an denen man gleichermaßen verweilen wollte. Und Moira hatte das Gefühl, noch längst nicht alles erkundet zu haben.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeDo Jul 19, 2012 5:42 am

Moira entfernte die Bandagen, die sie um ihre Fußgelenke und Unterarme gelegt hatte. Der Duft von diversen Heilkräutern stieg ihr in die Nase. Vorsichtig wischte sie sich die Überreste der nicht in die Haut eingezogenen Salbe, die sie hieraus gewonnen hatte, mit einem Tuch ab. Mit einem Lächeln stellt sie fest, dass ihre Wunden verheilt waren, sowohl die Schnitte an den Armen, als auch die blauen Flecke an den Fußgelenken, welche sie durch ihre Rettungsaktion von Gilthoniél davon getragen hatte.

Seither waren wenige Tage vergangen, und ihre Freundin war zu den Elben nach Eryn Lasgalen gebracht worden, um zu genesen. Es hatte sie weit schwerer getroffen - ihre Verletzung war sogar lebensgefährlich gewesen. Sie hing am Abgrund der Numenorschlucht, da sie ein Urukhai im Gefecht hinunter gestoßen hatte. Beim Rettungsversuch - in dem Moira, mangels eines Seils und als Leichteste der Gruppe neben Gilthoniél, selbst an den Fußgelenken von Cassius und Darius festgehalten wurde, und langsam in die Schlucht hinab gelassen wurde, um die Halbelbin zu erreichen und hochziehen zu können - wurde Gilthoniéls Bauch unsanft an den scharfen Felskanten aufgeschlitzt. Sie verlor Unmengen Blutes, da ihre Hauptschlagader verletzt worden war, wie der Heiler in Arymor später feststellte. Dagegen waren die blutigen Schrammen und blauen Flecke, die Moira erlitten hatte, und das Gefühl, jeden Muskel ihres Körper überdehnt zu haben, als habe sie auf einer Streckbank gelegen, ein Klacks. Glücklicherweise gelang es dem Heiler, die Blutung zu stoppen, verordnete der Patientin aber mindestens drei Wochen Bettruhe.

Damit war der geplante Vorstoß, alle Urukhai aus Arnors Grenzen zu vertreiben, vorerst gestoppt. Wenigstens hatten sie die Urukhai aus dem südlichen Wald und der Numenorschlucht vertreiben können. Doch würden sie bald weiter machen müssen, damit ihr Tun nicht völlig sinnlos gewesen sein sollte. Der Feind schlief nicht.
Moira war nicht begeistert von dem Befehl des Kaisers. Sie hasste es, in den Kampf ziehen zu müssen. Anders als Darius und Cassius suchte sie nicht die Schlacht. Es war natürlich zum einen die Befürchtung, nicht mehr lebend oder aber für's Leben gezeichnet zurück zu kehren, zum anderen aber auch die Angst, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, wenn sie in eine Art Mordrausch geriet, der sie zu erfassen drohte, wenn sie sich unablässig in die Schatten schlich, um im nächsten Moment wieder jemanden das Schwert in den Rücken zu treiben. Sie war vermutlich nicht so viel anders in diesem Moment als Darius, der sich seinen Rachegelüsten hingegeben hatte - und damit ein leichtes Ziel für Zepharius wurde. Andererseits wollte sie ihre Freunde, und vor allem den Kaiser nicht im Stich lassen oder enttäuschen. Also nahm sie den Befehl wortlos hin, hoffend und betend, dass keine ihrer Befürchtungen sich bewahrheiten mochten, und sie ihren Liebsten bald wieder in die Arme schließen könnte.

Nun, das war im Moment wohl mehr Wunschdenken. Seit der Kaiser ihr offiziell "den Hof machte", fühlte sie sich gehemmt, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Seine Worte "so könne es nicht weitergehen" hallten ihr immer wieder in den Ohren. Selbst, als sie ihn am Tag seiner Rückkehr von seiner Reise in ihr Zimmer gebeten hatte, um mit ihm unter vier Augen zu reden, hatte sie es nicht gewagt, ihn freudig zu umarmen oder gar zu küssen - auch wenn sich jede Faser ihres Körpers dies seit seiner Abreise gewünscht hatte. Und er schien auch keine derartigen Anstalten zu machen. Wie lange würde diese dumme Phase nur dauern? Musste man wirklich künstlich auf Distanz bleiben, um den Schein zu wahren, dass er erst ihr Herz erobern musste? Moira hatte sich darauf eingelassen, weil sie gehofft hatte, so mehr Zeit mit ihm verbringen zu können und dass sie sich so näher kommen könnten - nicht dass das Gegenteil eintrat. Nun, vielleicht interpretierte sie auch zuviel in Nichtigkeiten hinein. Immerhin war er der Kaiser, und die Belange des Reiches bedarfen immer seiner Aufmerksamkeit - und die Übergriffe durch Urukhai, über die ihm bei seiner Reise berichtet worden waren, wiegten nun schwerer, als irgendwelche persönlichen Wünsche. Moira würde also wohl einfach weiter abwarten müssen, bis diese Bedrohung zumindest eingedämmt werden konnte, bis sie darauf hoffen konnte, wieder ein paar unvergessliche Stunden mit ihm zu verbringen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeFr Jul 27, 2012 7:00 am

Es war eine warme Nacht mit klarem Sternenhimmel. Darius und Obsidia waren so wie Moira in Eryn Lasgalen geblieben. Zu gefährlich war es, den Weg zurück zu nehmen nach Arymor, nachdem ihnen auf dem Hinweg nicht nur durch Amazonen aufgelauert wurde, sondern auch eine große Horde Urukhai aus dem Gebirge strömte. Fast wäre es Darius' Ende im Kampf mit einer der Amazonen gewesen, wäre Moira nicht im letzten Moment aus dem Schatten aufgetaucht, um ihr rücklings den Todesstoß zu versetzen. Doch auch sie hatte selbt einen Schutzengel gehabt - denn nur wenige Momente danach schälte sich eine Assasinin der Amazonen aus dem Nichts, um sich auf sie zu stürzen, doch sackte diese sodann bei dem Versuch mit durchtrennter Kehle zusammen. Moira war sich später sicher, dass es der Kaiser selbst gewesen sein musste, der ihr das Leben gerettet hatte - denn sein Pferd fanden sie etwas später schließlich in Eryn Lasgalen - und sie kannte niemanden, der besser sich in den Schatten verbergen konnte, als er.

Moira hatte sich ein gemütliches Nachtlager am See gemacht. Sie hatte kein Problem damit, im Freien zu schlafen. Im Grunde war es ihr sogar ab und zu mal ein Vergnügen. Mit dem gleichmäßigen Geräusch von zirpenden Grillen und dem leichten Plätschern der Wasserfälle, die in den See mündeten, schlief sie schließlich ein.

Mitten in der Nacht, der Mond stand hoch am Himmel, war es Moira, als hätte jemand sie am Arm berührt, und versucht zu wecken. Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah eine kleine Gestalt vor sich. Sie rieb sich die Augen, und erkannte überrascht das kleine rothaarige Mädchen, dass sie auch während ihrer Bewusstlosigkeit nach dem Trollangriff in ihrem Traum gesehen hatte. Bevor Moira etwas sagen konnte, legte das Mädchen ihren Zingerfinger auf die Lippen "Pssst." Dann schaute sie sich mit besorgtem Blick um, und flüsterte ihr zu "Wir müssen ganz leise sein. Komm mit! Und pass auf, dass dich keiner sieht!" Dann lief es los. Moira schaute ihr verdutzt nach, war aber zu neugierig, um zu bleiben wo sie war. Also tauchte sie wieder in die Schatten, und folgte dem Mädchen durch Eryn Lasgalen, hinaus durch das Tor und über die Brücke hinweg. Überrascht stellte sie fest, dass offenbar keiner der elbischen Wachen das Mädchen sah, obwohl es keine Anstalten machte, sich zu verbergen. Moira zögerte etwas, als sie an der Drachenbrücke ankamen. Ob das wirklich eine gute Idee war, die schützende Obhut der Elben zu verlassen? Vielleicht war dies auch eine Falle von Zepharius? Aber sie musste wissen, wer dieses Mädchen war. Sie hatte das Gefühl, dass es wichtig war. Nicht zuletzt, da es vielleicht Licht in das Dunkel ihres Traumes bringen konnte. Also folgte sie ihr weiter, tief hinein in den Wald.


Zuletzt von Drakentera am So Jul 29, 2012 1:14 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSo Jul 29, 2012 1:14 am

Während Moira durch den dichten Wald schlich, musste sie über zahlreiche Leichen von Urukhai steigen. Die Elben schienen ganze Arbeit geleistet zu haben. Die Nacht wirkte wieder ruhig, und so entspannte Moira sich wieder etwas, während sie dem vorauslaufenden Mädchen in Richtung Gebirge folgte. Am Fuße des Gebirges bog es ab und lief in eine offenbare Sackgasse in einer Felsspalte. Moira zögerte erneut, ging dann aber noch vorsichtiger weiter. Niemand würde hier nach ihr suchen - die optimale Stelle für einen Hinterhalt. Doch am Ende der Felspalte war niemand, niemand außer ihr und dem Mädchen. Das Mädchen drehte sich um und lächelte. Es schien keineswegs aus der Puste zu sein, obwohl es die ganze Zeit über gelaufen war. "Hier ist es wohl gut." meinte sie, und beobachtete Moira, die sich vor ihr auf den Boden setzte. Erst jetzt fiel Moira auf, dass das Mädchen viel dünner aussah, als in ihrem Traum, geradezu abgemagert. Und das Haar fiel ihr nicht in wilden kupferglänzenden Locken über die Schultern, sondern wirkte stumpf und teilweise verfilzt. Sie trug ein Nachthemdchen, das verschmutzt und an mehreren Stellen wohl von Motten durchlöchert worden war. Ein alles in allem sehr verwahrloster Anblick. Sobald sich Moira gesetzt hatte, lief das Mädchen auf sie zu und fiel ihr schluchzend um die Arme. Moira wusste nicht, wie ihr geschah, konnte aber nicht umhin, das Kind ebenso zu umarmen und über den Rücken zu streicheln. "Schon gut, alles wird wieder gut..." meinte sie behutsam, während das Mädchen unter Schluchzen hervorbrachte "Ich hab' dich so vermisst." Moira runzelte die Stirn "Wir kennen uns?" Das Mädchen hob den Kopf und sah sie an. "Aber klar! Erkennst du mich denn nicht wieder?" meinte es, wohl kurz davor, wieder in Tränen auszubrechen. Moira schüttelte leicht den Kopf. "Tut mir leid, ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen. Seitdem habe ich fast alles vergessen..." meinte sie ehrlich. "Ich bin's! Seraphin!" meinte sie, und als Moira sie noch immer fragend ansah "Deine Tochter!". Moira klappte der Mund auf. Sie hatte, nachdem sie die Verletzung durch den Trollangriff erlitt, nicht einmal daran gedacht, dass es möglich sein könnte, dass sie mit ihrem früheren Ehemann eine Tochter gehabt haben könnte. Doch Moira war entschlossen, diesem Mädchen zu helfen, ob eigenes Kind oder nicht. "Komm, lass uns zurück zu den Elben gehen. Von da aus können wir dich nach Arymor bringen. Hier ist es nicht sicher!" meinte Moira, doch dann löste Seraphin die Umarmung. "Nein, das geht nicht. Ich bin nicht wirklich hier, weißt du?" meinte sie ernster, und schien kurz den Kof schräge zu legen, als höre sie etwas. "Der schwarze Mann sagt, wir haben nicht viel Zeit." "Schwarzer Mann? Was für ein schwarzer Mann? Und wieso bist du nicht hier? Ich hab dich doch eben gespürt!" "Ich bin nur eine Asta.. nein.. Astralproktion... projektion" korrigierte sie "Nur du kannst mich sehn und hören. Aber wenn ich aufhör' zu träumen, bin ich wieder weg." Moira schluckte und nickte. Da sprach Seraphin wieder. "Ich soll dir was geben." Dann legte sie ihre Stirn an Moiras. Der schwarze Traumstein, den diese unentwegt trug, leuchtete rot wie Glut auf, und mit einem Schlag wurde Moira überwältigt von Gefühlen und Erinnerungen. Mit einem Mal war ihr alles wieder klar - sie konnte sich an nahezu alles erinnern, was war, bevor sie nach Arymor kam. Noch bevor Moira alle Gedanken sortieren konnte, sprach Seraphin schluchzend wieder, doch sie wirkte mit einem Mal durchscheinend "Der Mann sagt, sie werden mich töten, wenn du nicht tust, weshalb du nach Arnor geschickt wurdest." Moira wurde kreidebleich. "Und du darfst mit niemandem darüber reden - sonst töten sie mich auch!" brachte sie weinend hervor. "Ich liebe dich!" rief sie noch, dann verblasste sie zusehends. Moira versuchte sie noch einmal verzeifelt zu umarmen und festzuhalten, doch es war zu spät. Sie saß alleine in der Sackgasse der Felsenspalte, und begann bitterlich zu weinen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeDi Jul 31, 2012 9:29 am

Moira weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Sie erinnerte sich an die Nacht, an der ihr ihre Tochter von den Schergen Lord Mortyars genommen wurde - die Nacht, in der ihr geliebter Mann starb, und sie fort gejagt wurde aus Lorrain. Anders als sie es Darius bei den Wildpferden erzählt hatte, starb Gregor Rabenstein nicht, um Moiras Leben zu beschützen, sondern das von Seraphin. Sie selbst hatte auch versucht, ihr Kind zu retten, doch ließ man sie bewusst am Leben, um mit anzusehen, wie er getötet, und sie fortgebracht wurde.

"So wird es auch Seraphin ergehen, wenn Ihr Euch gegen den Willen des Hexers stellt" meinte Lord Mortyar noch höhnisch. "Doch solange Ihr tut, was wir verlangen, wird ihr kein Leid geschehen. Und wir werden sie Euch zurück geben, wenn Ihr Eure Aufgabe erfüllt habt." "Welche verdammte Aufgabe denn?" fluchte Moira verzweifelt, die von zwei starken Männern der Assassinengilde fest gehalten wurde. "Als erstes: Packt, was Ihr tragen könnt - Ihr werdet eine lange Reise unternehmen. Immer weiter gen Osten, bis Ihr Arnor erreicht." "Arnor? Das ist doch nur ein Märchen. Das gibt es doch gar nicht!" erwiderte Moira, die sich kein Stück aus dem Griff ihrer Wächter befreien konnte. "Oh, Ihr würdet Euch wundern, was alles als Märchen und Legende gilt, und doch real ist" grinste er kalt "Ihr werdet Euren Weg schon finden. Und falls das mit Eurer Tochter nicht schon Anreiz genug ist..." Draußen hörte man ein grausiges Aufheulen ähnlich eines Wolfsrudels "Wir haben uns erlaubt, drei Schattenwarge auf Eure Fährte zu setzen. Ich würde mir an Eurer Stelle also keine Zeit lassen, oder versuchen im Schatten davon zu schleichen - dann wittern sie Euch nur um so stärker..." Moiras Blick ging zu der im eigenen Blut liegenden Leiche ihres Mannes auf dem Tavernenboden. "Und wenn ich dort bin, bekomme ich Seraphin zurück?" meinte sie tonlos. "Nein... so schnell noch nicht. Wenn Ihr dort seid, wird sich Eure Aufgabe mit der Zeit von selbst erschließen. Und wenn nicht - helfen wir Euch beizeiten gern auf die Sprünge". Er lachte schallend "Jetzt solltet ihr Euch aber wirklich beeilen, die Schattenwarge sind bald hier."

Moira zitterte bei den Gedanken an die Ereignisse an jenem Abend. Alles war so furchtbar schnell gegangen. Und schon war sie auf der Flucht gewesen. Monatelang wurde sie durch die Länder gehetzt. Kaum eine Nacht, in der sie durchschlafen konnte. Erst als sie den Düsterwald durchquert hatte, schienen die Schattenwarge ihre Fährte verloren zu haben - oder aber jemand anderes hatte sie aufgehalten. Dann folgte noch ein beschwerlicher Weg durch Sümpfe, und die große Ödnis von Rhûn, bis sie endlich den Amon Ti erreicht hatte, den es dann noch in Schnee und Eis zu überqueren galt.

Das Schlimmste aber war, dass ihr nun bewusst war, dass es nur eine Aufgabe gab, für die sie auserkoren sein konnte von Zepharius. Eine, an der sich jeder die Zähne ausbiss - da niemand sonst eine Chance hatte, auch nur in die Nähe zu kommen - wo selbst ein vertrauter Freund scheitern musste, nicht aber eine Liebe... Moira würde Vincent Nephilim töten müssen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeMi Aug 01, 2012 6:56 am

Die folgenden Tage verließ Moira immer noch weit vor Morgengrauen ihr Quartier im Kaiserpalast. Ihr Weg führte sie immer an eine andere Stelle, Hauptsache weit weg von der Stadt, und weit weg vom Kaiser, immer auch in der Hoffnung, nocheinmal durch ihre Tochter kontaktiert zu werden - und dass man ihr einen andere Aufgabe offenbarte. Doch niemand kam - keine Astralprojektion, kein Spion, niemand. Sie war stets alleine mit sich und ihren Gedanken. Angst vor Überfällen der Urukhai, geschweige denn, dass man sie entführen könnte, beherrschte sie nicht mehr. Man würde doch nicht das beste Pferd im Stall gefährden. Das musste sie Zepharius wirklich lassen - er war der beste Schauspieler, den sie kannte. Als er sie unten bei seiner Festung gesehen hatte, und brüllte, die Urukhai sollten sie zu ihm bringen. War es nicht verdächtig, dass die Urukhai es danach nie wieder versucht hatten, sie gezielt zu entführen?

Moira wusste nicht, wie sie reagieren sollte, wenn sie dem Kaiser gegenüber stand - der andere Grund, weshalb sie ihm aus dem Weg ging. Mit Sicherheit würde sie keine Fassade, dass alles in Ordnung sei, aufrecht erhalten können - nicht vor ihm. Unruhe war es, die sie derzeit ausfüllte. Sie zuckte beim kleinsten Geräusch zusammen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wie sollte sie einen Mann töten, der eine tiefe neue Liebe in ihr entfacht hatte, und ihr zwei Mal schon das Leben gerettet hatte? Diese Art von Betrug an ihm würde weit schwerer wiegen, als was Darius getan hatte - immerhin gab dieser den Befehl, den Kaiser zu töten nicht bei vollem Bewusstsein, und tat es schon gar nicht eigenhändig.
Andererseits - wenn sie es nicht tat, würde sie ihre Tochter verlieren - ein unschuldiges Mädchen von sechs Jahren - das nur in den Fokus von Zepharius geraten war, weil ihre Mutter aussah, wie die ehemalige Kaiserin des Feindeslandes. Wie konnte sie nur zwischen den beiden wählen? Was auch immer sie tat, sie hatte den Tod eines weiteren geliebten Menschen zu verantworten. Wie sollte sie mit diesem Wissen weiterleben können? Entweder lastete die Schuld am Tod der beiden Männer, die sie je geliebt hatte, auf ihren Schultern, oder die, dass sie ihre Familie auf dem Gewissen hatte.

Und was war, wenn sie es tatsächlich schaffen würde? Würde Zepharius ihr wirklich Seraphin zurück geben? Oder würde er nicht vielmehr versuchen, sie weiter zu erpressen? Und war es überhaupt sicher, dass ihre Tochter noch am Leben war? Vielleicht war das ganze mit der Astralprojektion auch einfach nur eine Illusion gewesen? Ein Trick, dass sie es glaubte? Auf Magie konnte man sich nicht verlassen, das war immer schon Moiras Meinung gewesen. Und welche Garantie hatte Moira, dass Zepharius sie nicht spätestens dann tötete, wenn ihre Mutter ihre Aufgabe erfüllt hatte? Moiras Schultern sanken mutlos zusammen. Bevor sie nicht wusste, dass Seraphin wirklich noch am Leben war, würde sie nichts tun, was das Leben des Kaisers gefährden würde. Sie würde also noch warten müssen, dass man sie erneut kontaktierte. Und dann würde sie die beste Miene zum bösen Spiel aufsetzen - und ihrerseits die Forderung stellen, Seraphin leibhaftig zu sehen, und berühren zu können - ehe sie auch nur einen Finger krumm machte. Ein gefährliches Spiel mit dem Leben ihrer Tochter möglicherweise - aber andererseits hatte Zepharius nichts anderes als Druckmittel in der Hand. Und wenn Seraphin wirklich greifbar für Moira war, hätte sie vielleicht sogar die Chance, sie zu befreien - ohne dass jemand sterben musste. Nur leider würde sie niemanden einweihen können in ihre Pläne. Sie wusste nicht, ob sie nicht vielleicht magisch vom Hexer überwacht wurde. Das würde sie alleine durchziehen müssen.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeDo Aug 02, 2012 7:28 am

Moira wälzte sich unruhig auf ihrer Matratze hin und her. Das Gespräch mit Darius hatte sie sehr beunruhigt. Er wusste mit Garantie mehr, als er sagte - oder aber er konnte eins und eins zusammen zählen. Sie war eben nie wirklich unbeobachtet - anfangs vielleicht zu ihrem Schutz, mittlerweile aber war man durch die Ereignisse der vergangenen Tage sicher skeptisch geworden.
Eine scheinbar schlafwandelnde Hofschreiberin, die sich aus Eryn Lasgalen schlich, und die dabei wirkte, als würde sie vor etwas davon laufen, oder etwas folgen. Und die dann in einer Felsspalte verschwand, in die ein elbischer Aufklärer aufgrund irgendeiner magischen Barriere nicht folgen konnte, geschweige denn genaue Worte verstehen konnte, die dort gesprochen wurden? Sehr verdächtig, das musste selbst Moira eingestehen. Wenn es überhaupt stimmte. Vielleicht hatte jener Elb doch mehr gehört, und Darius wollte sie jetzt nur in Sicherheit wiegen. Und dann, dass sie seither jeden Tag vor dem Morgengrauen die Stadt verließ danach - alleine. Natürlich musste das verdächtig wirken.

Moira fluchte. Eines war ihr klar: Im Palast und ganz Arymor würde die Magie von Zepharius nicht vordringen können, da das Erbe Arnors den Kaiser und die Stadt davor schützte. Und fortzuschleichen würde nur weiter Aufmerksamkeit erregen. Sie musste also ihre Hoffnung, nochmals kontaktiert zu werden, begraben. Aber reichte, was sie gesehen, gehört und gefühlt hatte aus, um einen Mord an ihrer Liebe zu begehen? Moira schüttelte verzweifelt den Kopf. Wenn sie doch nur mit jemanden reden könnte! Sie wusste sich wieder keinen Rat, was sie tun sollte.
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSa Aug 04, 2012 11:02 pm

Die Kerzen waren fast alle heruntergebrannt, als Moira wieder erwachte. Ihr Kopf lag auf eine warme Schulter gebettet, und ihr linker Arm lag auf einer blanken muskulösen Männerbrust. Lächelnd sog sie den Geruch Vincents durch die Nase und schaute zu ihm auf. Er war bereits wach, und lächelte warm zurück, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn "Hast du gut geschlafen?" Sie nickte verliebt lächelnd, und schmiegte sich näher an ihn "So gut wie nie zuvor. Und du?" "Ich habe die ganze Nacht über deinen Schlaf gewacht" antwortete er ihr, und strich über ihre Wange "und ich habe nachgedacht wegen deiner Tochter."
Moira sah ihn hoffnungs- und zugleich sorgenvoll an. Sie wusste, dass der Rettungsversuch riskant war, und möglicherweise nicht erfolgreich sein könnte. Aber sie hatte sich nun für Vincent entschieden. Sie konnte ihn nicht töten, auch als er seinen Dolch zog, und die Klinge auf sein Herz richtete, und ihre Hand auf den Griff legte, nachdem sie ihm ihr Elend und ihren Zwiespalt gebeichtet hatte. Stattdessen schlug sie ihm den Dolch aus der Hand. Unter Tränen schwor sie ihm, dass sie alles tun würde, um ihm ihre Liebe und Treue zu beweisen. Er war ihre Zukunft.

Dann überlegte er bereits, wie er ihr helfen könnte, ihre Tochter aus den Händen des Zepharius zu befreien. Er würde dann die Kleine aufnehmen, und wie ein eigenes Kind großziehen. Und er fragte, ob sie für eine List zu haben sei, um Zepharius aus der Reserve zu locken. Er wolle verkünden, dass Moira ein Kind vom Kaiser erwarte, nachdem sie Seraphin zu retten versuchten. Moira war überrascht, und fragte, ob es nicht ein schlechtes Licht auf ihn werfe im Volk, zumal er noch kurz zuvor erklärte, als er in ihr Gemach kam, es würde sich eigentlich nicht ziemen, das Zimmer einer Frau aufzusuchen. “Nicht, wenn es das Kind der zukünftigen Gemahlin des Kaisers wäre” antwortete er ihr.
Und dann geschah, womit sie nicht gerechnet hatte. Er ging vor ihr auf die Knie und hielt um ihre Hand an. Dies sei zwar nicht der Moment, wie er es vorgesehen hatte, aber seine Gefühle waren auch unabhängig von dieser Situation so für sie gewesen, dass er es ohnehin getan hätte. Sie sank zu ihm auf die Knie, und nahm voller Liebe für ihn seinen Heiratsantrag an, und sie küssten sich innig, und verbrachten die Nacht zusammen. Wer wusste, vielleicht würde nun die List gar keine Finte mehr bleiben?
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BeitragThema: Re: Die Wege Moira Rabensteins   Die Wege Moira Rabensteins I_icon_minitimeSo Aug 12, 2012 6:48 am

Die Tage vergingen zäh, und die Luft prickelte vor Anspannung. Moiras Gefühle spielten Achterbahn. Auf der einen Seite wollte sie jede freie Minute in Vincents Armen verbringen, auf der anderen Seite ging sie alle Möglichkeiten durch, wie man Seraphin am besten retten könnte. Letzten Endes entschied sie, dass sie ihre Zeit nutzen sollte um sich in Bestform zu bringen. Wenn ein kleiner Fehler darüber entscheiden sollte, ihre Tochter zu retten, würde sie es sich nie verzeihen, nicht alles Erdenkliche getan zu haben. Zweifelsohne würde sie weite Teile des Weges in den Schatten schleichend verbringen müssen, und auf der anderen Seite entschied gewiss manch schneller präziser Todesstoß über Gelingen und Scheitern der Mission.

Jeden Tag verbrachte sie daher nun damit, hunderte Liegestützen, stundenlange Dauerläufe und Sprints durch den Palastgang, Ausweichrollen, Balanceakte auf den Dachbalken, und Kampfübungen durchzuführen, bis ihre Glieder schmerzten unter der Anstrengung. Hierfür suchte sie sogar die Feste auf, um mit den besten Kämpfern des Landes zu trainieren. Die teilweise anzüglichen Blicke der Myrmidonen beim Anblick ihrer vom Schweiß glänzenden Haut, insbesondere die von Cassius, nahm sie mit einem leichten Grinsen mehr als Ansporn, noch härter zu trainieren. Cassius machte natürlich wie immer seine zweideutigen Bemerkungen, insbesondere, wenn sie gegeneinander kämpften. Und hatte man sie anfangs noch belächelt, mussten die Myrmidonen schnell feststellen, dass sie kein leicht zu besiegender Gegner war. Zwar ging sie im Kampf auch manches Mal zu Boden und holte sich zahlreiche blaue Flecke, aber auch ihre Gegenüber unterlagen ihr häufig. Vielleicht hatte Darius Recht gehabt, und der Kampf war ihre Stärke. Moira hatte sich noch nie so stark wie jetzt gefühlt. Egal, wie die Mission ausging, sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um Zepharius zu zerstören - und ihn leiden zu lassen, für jeden einzelnen geliebten Menschen, der ihr durch ihn genommen wurde.
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